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Morrien: Griechenland-Krise und Pulverfass Nordafrika: Europas Banken droht neuer Ärger

Newsletter vom 31.1.2011Liebe Schlussgong-Leser,

 

der deutsche Aktienmarkt musste zu Wochenbeginn einen kleinen Rücksetzer hinnehmen. Im Handelsverlauf konnte sich der DAX am Nachmittag zwar zurückkämpfen, für ein Plus reichte die Nachrichtenlage jedoch nicht.

Mit einem Minus von 0,4% und 7.077 Punkten beendet der deutsche Leitindex den Handelstag. Im Zentrum des Interesses stand die Entwicklung in Ägypten. Die Finanzkrise wird um ein weiteres Problem reicher: Je länger das Land im Ausnahmezustand bleibt, desto schneller tickt die Schuldenuhr. Den Banken, die in Ägypten engagiert sind, drohen neue Risiken.

Europäische Banken mit 40 Mrd. Euro investiert

Ein Blick auf die derzeitige Bewertung von Banken zeigt: Fast alle europäischen Geldhäuser sind günstig bewertet. Eine Einladung zum Kauf ist ein augenscheinlich günstiges Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) jedoch nicht. Wenn Teile des Gewinns wie ein Luftballon platzen können, ist ein Sicherheitsabschlag auf den Aktienkurs geboten.

Die Unruhen in Nordafrika sind jetzt ein weiterer Risikofaktor für die Banken. Kommt die Wirtschaft zum Erliegen, wächst der Schuldenberg und das Risiko einer Staatspleite steigt. Da europäische Finanzinstitute laut Statistik der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) mit über 40 Mrd. Euro engagiert sind, droht neuer Abschreibungsbedarf.

Ägypten wird abgestuft

Die Ratingagentur Fitch hat bereits in der vergangenen Woche den Bonitätsausblick für Ägypten gesenkt. Moodys hat heute nachgezogen und die Bonitätsnote von Ba1 auf Ba2 heruntergestuft. Diese Abstufung führte zu einem kräftigen Anstieg der Kosten für Kreditausfallversicherungen (CDS) bei einer Reihe von nordafrikanischen Ländern.

Ägyptische CDS stiegen um 30 auf 450 Basispunkte. Bei den Saudi-Arabischen CDS betrug der Anstieg 29 auf 120 Basispunkte (30%). Auch die Kreditausfallversicherungen des Libanons und Bahrains verteuerten sich kräftig. Es wird befürchtet, dass die Unruhen auf weitere autoritär geführte Länder übergreifen.

Risikovorsorge steigt wieder

Für die Banken bedeuten die Unruhen also: Höheres Risiko und durch die Herabstufungen auch eine höhere Risikovorsorge. Zur Verkleinerung der Risikovorsorge kommt es, wenn die Banken ihre gefährdeten Kredit-Positionen am Markt verkaufen. Während einer Krise kann das jedoch unattraktiv sein, da die Nachfrage zu gering ist.

Nicht nur die ägyptischen Staatsanleihen, sondern auch die griechischen Staatsanleihen bereiten den Banken neuen Ärger. Denn laut griechischen Medien arbeiten EU, IWF und EZB an einer Neuauflage des „Brady Plans“ für den Schuldenstaat Griechenlands.

Brady Plan rettet lateinamerikanische Länder

Der Brady-Plan wurde Ende der 80er-Jahre entwickelt, um den drohenden Staatsbankrott mehrerer lateinamerikanischer Länder zu verhindern. Kurz: Der damalige US-Finanzminister Nicholas Brady legte einen Umschuldungsplan vor, der die Auslandsschulden handelbar machte.

Das hatte den Vorteil, dass Gläubiger der Schuldenstaaten ihre Forderung am Markt weiterverkaufen konnten und diese somit aus der Bilanz verschwanden. Die Maßnahme rettete die betroffenen Länder vor einem Staatsbankrott und entlastete die Bankbilanzen.

Da der interne Griechenland-Plan jedoch auch vorsieht, dass der Nominalwert der Staatsanleihen gekürzt wird („Haircut“ genannt), drohen den Banken deutliche Verluste, falls die Griechenland-Anleihen noch zum teuren Einstiegskurs oder Nominalwert in den Büchern stehen. Keine rosigen Aussichten für die Banken.