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Australien-Flut lässt auch voestalpine nicht kalt

Australiens Jahrhundertflut treibt die Rohstoffpreise, das bekommen auch die Stahlkonzerne zu spüren. Denn im riesigen Überschwemmungsgebiet liegt eine der wichtigsten Kohleförderregionen der Welt. Massive Produktionsausfälle sind die Folge. Drei Viertel der Kohle-Bergwerke lägen mittlerweile still, sagte die Ministerpräsidentin des überschwemmten Bundesstaats Queensland, Anna Bligh, am Mittwoch einem lokalen Fernsehsender. "Das hat massive Folgen für die internatio­nalen Märkte und die internationale Stahlproduktion." Die Grossen der Branche - BHP Billiton, Rio Tinto, Xstrata, Peabody Energy und Anglo American - haben allesamt bereits Warnungen ausgeschickt, dass sie ihre Lieferverträge nicht einhalten können.

Morgan Stanley schätzt, dass die Kohle-Preise für das zweite Quartal um 30% oder mehr steigen könnten. Die Spotmarktpreise für Kokskohle sind im vergangenen Monat bereits um zehn Prozent gestiegen. "Es wird zunehmend klar, dass es sich nicht um eine kleine Zacke bei den Liefermengen für Steinkohle handeln wird und dies grössere Auswirkungen auf Volu­mina und Preise im laufenden Jahr haben wird", schreiben die Citi-Analysten heute in einem Update.

Bei der voestalpine zeigt man sich abwartend. Der Stahlhersteller bezieht zwar keine Kohle aus Australien, sondern aus Tschechien, Polen und den USA. Von der Preisentwicklung ist man freilich nicht abgeschottet. "Wir haben für das erste Quartal 2011 primär fixe Verträge laufen", sagt voestalpine-Sprecher Nikola Donig auf BE-Anfrage. Was das zweite Quartal und somit die ab 1. April geltenden Verträge an­belangt, müsse die weitere Entwicklung abgewartet werden. "Derzeit haben wir keinen akuten Handlungsbedarf, aber natürlich beobachten wir die Märkte", so Donig.

Was die erwarten, sieht man an der Aktie des voestalpine-Hauptlieferanten New World Resources. Die Aktie des Koks- und Steinkohleriesen ist zuletzt auf den höchsten Stand seit September 2008 geklettert und hat in London seit Anfang Dezember des Vorjahres rund 40% zugelegt.

"Es ist natürlich eine Frage, wie lange die Situation anhält, aber Koks und Kokskohle sind ja bereits relativ stark gestiegen (free on board Australien 240 USD)", meint RCB-Analyst Klaus Küng. "Sollte sich die Lage nicht verändern, könnten wir locker 270 USD je Tonne in zwei bis drei Wochen sehen. Man muss ja bedenken, dass die Kohleverträge zu gut 50 Prozent immer noch zwölf Monate laufen und demnächst die Verhandlungen für das japanische Fiskaljahr ab April ausverhandelt werden." Die Stahlpreise seien bereits im Steigen, letztendlich sei es aber ein Ratespiel, ob die voestalpine den vollen Anstieg weiter­geben wird können, so Küng. "Gefühls­mässig glaube ich, dass es schwer wird."

Als es das letzte Mal 2007 im austra­lischen Queensland Überflutungen gab, lagen die Kokspreise jedenfalls bei 299 USD free on board, gibt Küng zu bedenken.

Bei ThyssenKrupp Steel heisst es am Mittwoch, dass die Preise und die Mengen für dieses Quartal zwar fest vereinbart sind. Aber im Frühjahr würden sich die auch wegen der Überschwemmungen gestiegenen Spotmarktnotierungen auf die Quartalspreise für Kokskohle auswirken. ThyssenKrupp werde wie in der Vergangen­heit versuchen, die gestiegenen Kosten an die Kunden weiterzureichen. Zur Höhe wollte man noch nichts sagen. (bs/ag)


Aus dem Börse Express vom 5. Jänner 2011

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