ROUNDUP/Aktien Frankfurt Schluss: Dax verliert leicht in 'Tiefschlafphase'
FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat am Mittwoch seine
moderaten Verluste im Tagesverlauf ein Stück weit aufgeholt und sich
knapp unter der viel beachteten Marke von 16 000 Punkten halten
können. Der Leitindex schloss 0,20 Prozent tiefer als am Vortag bei
15 960,56 Punkten. Unerwartet schwache Exportdaten aus China, welche
die Konjunktursorgen der Anleger kurzzeitig verschärften, konnte der
Dax weitgehend abschütteln. Der MDax der mittelgroßen
Werte kletterte 0,14 Prozent auf 27 140,47 Zähler nach oben. Auch an
den US-Börsen ging es zuletzt eher ruhig zu.
"Vor dem morgigen Feiertag in Teilen Deutschlands halten sich die
Anleger mit größeren Engagements zurück", kommentierte Marktanalyst
Konstantin Oldenburger von CMC Markets. Den Anlegern fehle der Mut,
um weiteres Potenzial nach oben freizusetzen. "An der 16 000er Marke
geht in beide Richtungen so gut wie nichts mehr", konstatierte
Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege von RoboMarkets. Der Dax befinde
sich in einer Tiefschlafphase, die Volatilität gehe immer weiter
zurück.
Gefragt waren in dieser Gemengelage unter anderem defensive Werte.
Die Anteilsscheine von Eon kletterten um ein Prozent
hoch und gehörten damit zu den stärksten Titeln im Dax. Der
Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, will den
Netzbetreibern höhere Renditen auf ihre Investitionen einräumen. Der
Eigenkapitalzins dafür steige 2024 von 5,07 auf 7,09 Prozent, sagte
Müller dem "Handelsblatt".
Die Aktien von Rheinmetall stiegen um 0,6 Prozent.
Der Rüstungskonzern will noch in diesem Sommer weitere Panzer sowie
Flugabwehr-Munition an die Ukraine liefern. Vom
Bundesverteidigungsministerium habe man einen Auftrag über 20
Schützenpanzer Marder bekommen, teilte Rheinmetall mit. Wie viel sie
kosten, bleibt vage. Die Rede ist von einem mittleren zweistelligen
Millionen-Euro-Betrag.
Die Titel von Hugo Boss sprangen um 3,9 Prozent in
die MDax-Spitzengruppe. Die UBS sprach eine Empfehlung für die
Anteilsscheine des Modekonzerns aus. "Hugo Boss ist wieder in Mode",
titelte Analystin Susy Tibaldi. Zwar stecke die Trendwende des
Modeherstellers noch in den Kinderschuhen, doch werde das
Margenpotenzial übersehen. Für gute Stimmung in der Branche sorgte
auch, dass der Bekleidungskonzern Inditex weiterhin
der allgemeinen Konsumflaute trotzen kann und überraschend stark ins
neue Geschäftsjahr gestartet ist.
Die Aktien von K+S legten aufgrund von Hoffnungen auf
bald wieder steigende Kalidüngerpreise um 3,4 Prozent zu. Börsianer
verwiesen darauf, dass die Vertriebsgesellschaft der Dünger-Giganten
Nutrien und Mosaic , Canpotex, den lang
erwarteten, richtungsweisenden Kali-Liefervertrag mit China
abgeschlossen hat. Der Vertrag sende ein Signal an den Markt, dass
die Talsohle der Kalipreise erreicht sei, kommentierte Joel Jackson,
Analyst bei BMO Capital Markets.
Die Papiere von Aurubis gewannen 1,8 Prozent. Die
Baader Bank stufte die Titel des Kupferproduzenten von "Add" auf
"Buy" hoch. Aurubis verdiene eine Bewertung über dem langfristigen
Durchschnitt, schrieb Analyst Christian Obst. Auf dem anstehenden
Kapitalmarkttag rechnet er mit näheren Angaben zu Wachstumsprojekten
des Unternehmens.
Nach einem anfänglichen Rutsch auf den tiefsten Stand seit
Jahresbeginn zeigten die Aktien von Ceconomy eine
kräftige Erholung und verteuerten sich an der Spitze des
Nebenwerte-Index SDax um 7,1 Prozent. Schub gab vor
allem eine Kaufempfehlung von AlsterResearch. Die
Elektronikhandelskette habe sich in der Vorwoche einige sehr
ambitionierte Ziele gesetzt, lobte Analyst Alexander Zienkowicz. Mit
Blick darauf sieht der Experte Chancen für steigende
Markterwartungen und eine Neubewertung.
Die Rally der Papiere von Morphosys kennt derweil
kaum ein Halten: Die Aktien des Antikörperspezialisten gewannen
weitere 4,5 Prozent und erklommen mit mehr als einer Verdopplung
ihres Werts seit Jahresanfang das höchste Niveau seit Anfang 2022.
Allerdings war bis Ende vergangenen Jahres auch eine lange Talfahrt
vorausgegangen. Morphosys profitiert davon, dass der Markt dem
Krebsmittel Pelabresib Blockbuster-Potenzial zutraut, also einen
Umsatz von mehr als einer Milliarde US-Dollar.
Ansonsten wagt Fielmann mit zwei Übernahmen den
Sprung in die USA. Die Optikerkette kauft dafür den US-Augenoptiker
SVS Vision und das kanadische Unternehmen Eyevious Style. Die
Fielmann-Aktien machten einen Teil ihrer vorigen Verluste wett und
gingen 0,1 Prozent tiefer aus dem Handel.
Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone schloss
0,08 Prozent tiefer bei 4291,91 Punkten. Der französische Cac 40
und der britische FTSE 100 kamen
ebenso kaum vom Fleck. In New York stagnierte auch der Dow Jones
Industrial zum europäischen Handelsschluss.
Der Euro machte anfängliche Verluste wett und
notierte zuletzt bei 1,0702 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank
setzte den Referenzkurs auf 1,0717 (Dienstag: 1,0683) Dollar fest.
Der Dollar kostete damit 0,9331 (0,9361) Euro.
Am Rentenmarkt legte die Umlaufrendite von 2,37 Prozent am Vortag
auf 2,41 Prozent zu. Der Rentenindex Rex fiel um 0,33
Prozent auf 125,45 Punkte. Der Bund-Future verlor
0,86 Prozent auf 133,28 Zähler./niw/men