ROUNDUP/Aktien Europa Schluss: Verluste - Zinssorgen gewinnen wieder Oberhand
PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die Euphorie über das Ende des
US-Schuldenstreits ist am Montag an Europas wichtigsten Börsen
wieder verloren gegangen. Nach einem schwächeren Auftakt zumindest
unter den US-Standardwerten an der Wall Street rutschten die
hiesigen Börsen teils klar ins Minus ab. Durchwachsene
Konjunkturdaten, die auf beiden Seiten des Atlantiks veröffentlicht
wurden, sorgten eher für negative Impulse.
Analyst Christian Henke vom Broker IG sprach von einer Rückkehr der
Anleger zur Normalität, in welcher die Zinspolitik wieder in den
Mittelpunkt rücke. Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank
(EZB), Christine Lagarde, befeuerte am Nachmittag diesbezügliche
Sorgen, indem sie vor dem Wirtschafts- und Währungsausschuss des
Europäischen Parlaments weitere Leitzinserhöhungen in Aussicht
stellte.
Der EuroStoxx 50 ging 0,70 Prozent tiefer bei 4293,24
Punkten aus dem Handel. Für den französischen Cac 40
ging es sogar um knapp ein Prozent auf 7200,91 Punkte nach unten.
Etwas besser schlug sich der britische FTSE 100 mit
einem nur moderaten Abschlag von 0,10 Prozent auf 7599,99 Zähler.
An den Börsen setzte sich die Erkenntnis durch, dass sich die
Konjunkturaussichten derzeit nicht bessern. Die Unternehmensstimmung
im Euroraum hat sich im Mai eingetrübt und ähnliches wurde aus dem
US-Dienstleistungssektor vermeldet. Außerdem sind die
Auftragseingänge der US-Industrie weniger als erwartet gestiegen.
Im europäischen Branchenvergleich gab es nur wenige Gewinner im
Stoxx Europe 600 . Telekom-Werte führten letztlich die
Rangliste an mit einem Anstieg ihres Teilindex um 0,4 Prozent. Sie
erholten sich damit etwas von einem Kursrutsch am vergangenen
Freitag, den ein Bericht ausgelöst hatte, dass der
Einzelhandelsriese Amazon angeblich den
US-Mobilfunkmarkt aufmischen will. Die Aufregung deshalb legte sich
nun wieder. JPMorgan-Branchenexperte Akhil Dattani blieb in einem
Kommentar recht gelassen und verwies auf Dementis von mehreren
Seiten.
Der Subindex der Öl- und Gaskonzerne profitierte
zeitweise den anziehenden Ölpreisen, nachdem Saudi-Arabien zum Ende
einer turbulenten Opec-Sitzung eine einseitige deutliche
Förderkürzung angekündigt hatte. Er drehte aber letztlich noch mit
0,3 Prozent ins Minus. Mit den durchwachsenen US-Wirtschaftsdaten
kamen wieder Nachfrage-Bedenken auf, die den Branchenwerten
zusetzte. Aktien von Totalenergies büßten letztlich
0,6 Prozent ein.
Zu Europas Verliererbranchen gehörten am Montag indes die seit
Jahresbeginn besonders gut gelaufenen Reise- und Freizeittitel
. Sie konnten also nicht davon profitieren, dass der
Dachverband der Fluggesellschaften Iata seine Prognosen für die
Branchengewinne im laufenden Jahr mehr als verdoppelte. Stärker
unter Druck standen noch Einzelhandels- und Konsumgüteraktien.
Auch Safran konnte sich der Marktschwäche mit einem
Abschlag von 1,3 Prozent nicht entziehen. Die Nachrichtenagentur
Bloomberg hatte berichtet, dass sich der Flugzeugzulieferer Kreisen
zufolge in Gesprächen befindet, um einen Geschäftsteil des
US-Konzerns Raytheon zu übernehmen. Dabei war die Rede davon, dass
dieser Teil mit einer Milliarde Dollar bewertet werden könnte.
Safran bestätigte in der Folge fortgeschrittene Gespräche mit den
Amerikanern, ohne allerdings finanzielle Details zu nennen./tih/men