ROUNDUP/Aktien Frankfurt Schluss: Hoffnung auf Schuldenstreit-Einigung treibt an
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Hoffnung auf eine baldige Einigung im
US-Schuldenstreit hat dem Dax am Freitag einen
versöhnlichen Wochenausklang beschert. Bereits um die Mittagszeit
legte der deutsche Leitindex auf seinem Tagestief den Schalter um.
Im weiteren Handelsverlauf zog er mit den starken US-Börsen weiter
an und schloss 1,20 Prozent fester mit 15 983,97 Punkten, womit er
seinen Wochenverlust auf 1,8 Prozent eindämmte. Am vergangenen
Freitag hatte er mit 16 331 Punkten noch ein Rekordhoch erreicht.
Der MDax der mittelgroßen Unternehmen schaffte vor
dem Pfingstwochenende ebenfalls die Trendwende: Er gewann am Ende
0,76 Prozent auf 26 991,28 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx
50 verabschiedete sich 1,6 Prozent höher aus dem
Handel, und auch in Paris und London ging es bergauf. An den New
Yorker Börsen legte der Leitindex Dow Jones Industrial zum
europäischen Handelsende um 0,8 Prozent zu. Der technologielastige
Nasdaq 100 knüpfte mit plus 1,9 Prozent an seine von einem starken
Nvidia-Ausblick ausgelöste Vortagsrally an.
In die Auseinandersetzung über eine Anhebung der Schuldenobergrenze
scheint etwas Bewegung zu kommen. Darauf deutet ein Bericht der "New
York Times" hin, wonach die Unterhändler von Demokraten und
Republikanern mit der Ausarbeitung eines Gesetzestextes begonnen
haben.
Eine Einigung rücke näher, kommentierte Analyst Konstantin
Oldenburger vom Broker CMC Markets. "Aber noch ist in Washington
nichts in trockenen Tüchern und ein langes Wochenende steht vor der
Tür", warnte er vor zu viel Euphorie. Während am Pfingstmontag am
deutschen Aktienmarkt gehandelt wird, starten unter anderem New York
und London erst am Dienstag in die neue Börsenwoche. Nach Prognosen
des Finanzministeriums in Washington droht der US-Regierung ein
Zahlungsausfall ab Anfang Juni, wenn in der Schuldenfrage keine
Einigung erzielt und die Schuldenobergrenze nicht erhöht wird.
Sobald das Thema Schuldenstreit erledigt ist, dürften sich die
Anleger Oldenburger zufolge wieder auf die zukünftige
Zinsentwicklung konzentrieren. "Und da hält sich das Sorgenkind
Inflation weiter auf hohem Niveau", merkte der Experte kritisch an.
"Damit bleibt der Druck auf der (US-Notenbank) Fed, die eigentlich
auf ihrer nächsten Sitzung eine Pause einlegen soll, wenn es nach
den Erwartungen im Markt geht."
Der von der Fed besonders beachtete Preisindex PCE stieg im April im
Jahresvergleich um 4,4 Prozent, nach 4,2 Prozent im Vormonat.
Analysten hatten mit einem geringeren Anstieg gerechnet. Neue
Konjunkturdaten aus den USA fielen derweil insgesamt besser als
erwartet aus.
Mit Quartalszahlen im Blick stand am Freitag der Fernsehkonzern
ProSiebenSat.1 , der wegen des anhaltend schwachen
TV-Werbegeschäftes in die roten Zahlen rutschte. Die Aktien dämmten
mit dem Markt ihr Minus bis zum Schluss auf 0,6 Prozent ein.
Die Papiere von Hensoldt sackten im MDax zeitweise um
mehr als zwölf Prozent ab, verringerten das Minus am Ende aber auf
4,2 Prozent. Der Rüstungselektronik-Spezialist widersprach einem
Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" über Hinweise auf
unlautere Geschäftspraktiken und unzureichende interne Kontrollen.
Im Fahrwasser von Hensoldt verloren Aktien des Dax-Branchenkollegen
Rheinmetall letztlich nur leicht.
Die Aktien von Siltronic und Süss Microtec
bauten ihre Vortagesgewinne um 7,1 beziehungsweise
5,2 Prozent aus. Der starke Ausblick von Nvidia dank
des Themas Künstliche Intelligenz (KI) hatte Halbleiterwerte tags
zuvor ins Rollen gebracht und sorgt weiter für Auftrieb.
Unangefochtener Spitzenreiter im Nebenwerte-Index SDax war der
Softwareanbieter Suse : Dank Übernahmefantasie
sprangen die Titel um 17,6 Prozent hoch, nachdem sie im frühen
Handel noch auf ein Rekordtief abgesackt waren. Finanzfirmen
erwägten weiter eine Übernahme und Großaktionär EQT dürfte prüfen,
das Unternehmen wieder von der Börse zu nehmen, berichtete das
Portal "Dealreporter" unter Berufung auf mit der Angelegenheit
vertraute Personen.
Analystenkommentare sorgten ebenfalls für Bewegung, etwa beim
Windkraftkonzern Nordex . Beflügelt von einer
Kaufempfehlung der Societe Generale gewannen die Anteilsscheine
knapp zwei Prozent. Ein Kaufvotum von Hauck Aufhäuser Investment
Banking half den Aktien des IT-Beraters und Cloud-Spezialisten GFT
Technologies mit plus 4,9 Prozent nach oben.
Der Euro zeigte sich mit 1,0717 US-Dollar zuletzt
wenig bewegt, nachdem er bei 1,0702 Dollar auf den tiefsten Stand
seit über zwei Monaten abgerutscht war. Die Europäische Zentralbank
(EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,0751 Dollar fest.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 2,51 Prozent am Vortag
auf 2,54 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,28
Prozent auf 124,95 Punkte. Der Bund-Future fiel um
0,05 Prozent auf 132,99 Zähler./gl/men