ROUNDUP/Aktien Frankfurt Schluss: Auf Talfahrt - US-Schuldenstreit macht nervös
FRANKFURT (dpa-AFX) - Der anhaltende US-Schuldenstreit hat die
Abwärtsdynamik beim Dax am Mittwoch beschleunigt. Der
deutsche Leitindex büßte weitere 1,92 Prozent auf 15 842,13 Punkte
ein. Damit ist der kräftige Kurszuwachs der zwei letzten Tage der
Vorwoche mit einem Rekordhoch von 16 331 Punkten wieder vollständig
aufgezehrt und der Dax, wie Marktexperte Thomas Altmann vom
Vermögensverwalter QC Partners konstatierte, "zurück in seiner alten
Handelsspanne". Auch der MDax der mittelgroßen
Unternehmen gab zur Wochenmitte weiter nach, und zwar um 2,23
Prozent auf 26 778,33 Zähler.
Waren die Anleger in Sachen US-Schulden in der vergangenen Woche
noch entspannt, so zehrt das Thema nun immer stärker an ihren
Nerven. Nach Prognosen des US-Finanzministeriums droht ab Anfang
Juni ein Zahlungsausfall der US-Regierung, sollte die
Schuldenobergrenze nicht erhöht werden - auch wenn es mehrere
Möglichkeiten gibt, diesen Tag X zu verhindern. Dazu gehört die
Priorisierung von Ausgaben, dass also etwa Rentenzahlungen zeitweise
ausfallen, damit man die Auslandsschulden bedienen kann.
Neben dem Schuldenthema stand am Mittwoch das Ifo-Geschäftsklima im
Fokus, das sich im Mai erstmals seit einem halben Jahr wieder
eingetrübt hatte. "Die Nachrichtenlage könnte heute für
Aktienanleger kaum schlechter sein", fasste Experte Altmann den Tag
zusammen. Zusätzlich verwies der Portfolio-Manager auf die negative
Überraschung bei der britischen Inflationsrate.
Am Abend richtet sich dann noch die Aufmerksamkeit auf das Protokoll
zur jüngsten Sitzung der US-Notenbank Fed. Nachdem Fed-Chef Jerome
Powell die Möglichkeit einer Pause im Zinserhöhungszyklus in den
Raum gestellt habe, habe der Markt zunächst eine Reihe von
Zinssenkungen eingepreist, so die Experten der Landesbank Helaba.
Doch "inzwischen sind die Zinserwartungen wieder gestiegen, und
Zinserhöhungen im Juni und Juli werden marktseitig nicht mehr
ausgeschlossen, wenn auch mit geringen Wahrscheinlichkeiten".
Infineon rutschten als Schlusslicht im Dax um 5,4
Prozent ab und folgten damit den sehr schwachen Halbleiter-Aktien im
New Yorker Handel, wo etwa Analog Devices trotz
besser als erwartet ausgefallener Quartalszahlen deutlich
einbrachen.
Rüstungstitel setzten ihre Korrektur fort. Im Dax verloren
Rheinmetall weitere 1,8 Prozent, womit sie allerdings
im Verlauf noch höhere Abschläge etwas eingrenzten. Auch die im MDax
notierten Rüstungstitel von Hensoldt verzeichneten am
Mittwoch abermals Verluste, diesmal von 3,3 Prozent.
Die vollständigen Zahlen des Ticketverkäufers CTS Eventim
für das erste Quartal belegten eine deutliche
Gewinnsteigerung. Die gut gelaufenen Aktien schlossen dennoch 4,9
Prozent tiefer. Begründet wurde der Kursrückgang damit, dass CTS
trotz des guten Jahresauftakts nicht optimistischer geworden ist und
die grob gesteckten Ziele für 2023 lediglich bestätigt hat.
Analysten hatten sich in ihren Reaktionen aber durchaus zufrieden
gezeigt.
Lichtblick im MDax waren Evonik , die an der
Index-Spitze mit plus 2,8 Prozent dem schwachen Gesamtmarkt wie auch
dem schwachen Chemiesektor trotzten. Meldungen über positivere
Preis-Tendenzen für Methionin waren wohl letztlich für das Kursplus
ausschlaggebend. Das Tierfutter-Eiweiß ist für die Geschäfte von
Evonik ein wichtiges Produkt.
Nach einer Verkaufsempfehlung der US-Investmentbank Goldman Sachs
für Varta mit einer Halbierung des Kursziels setzten
die Titel des Batterieherstellers ihre Talfahrt mit einem Rekordtief
fort. Zum Handelsschluss notierten sie 12,5 Prozent tiefer und waren
abgeschlagenes Schlusslicht im Nebenwerte-Index SDax .
Europaweit standen die Börsen erheblich unter Druck. Der
Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 schloss 1,81 Prozent
schwächer beim Stand von 4263,74 Punkten. Ähnlich hoch waren die
Verluste in Paris und London. Auch in New York ging es für die
Börsen weiter bergab. So verlor dort der Leitindex Dow Jones
Industrial zum Börsenschluss in Europa 0,7 Prozent.
Der Euro fand in einem nervösen Handel keine klare
Richtung. Die Gemeinschaftswährung wurde zuletzt mit 1,0757 Dollar
gehandelt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs
auf 1,0785 (Dienstag: 1,0779) Dollar festgesetzt, damit kostete der
Dollar 0,9272 (0,9277) Euro.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 2,50 Prozent am Vortag auf
2,48 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,17
Prozent auf 125,32 Punkte. Der Bund-Future sank
zuletzt um 0,10 Prozent auf 133,92 Zähler./ajx/men