ROUNDUP/Aktien Europa Schluss: Optimismus im US-Schuldenstreit verleiht Schwung
PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Hoffnungen auf einen Durchbruch im
politischen Streit um die Schuldenobergrenze der USA haben die
Börsen Europas am Donnerstag angetrieben. Eine Lösung ist allerdings
noch nicht in trockenen Tüchern. Sollte keine Einigung erzielt
werden, droht den USA im Juni ein Zahlungsausfall mit womöglich
schweren Folgen für die Weltwirtschaft.
Der EuroStoxx 50 , Leitindex der Euroregion, stieg um
1,02 Prozent auf 4367,45 Punkte und notiert damit auf dem Niveau von
Anfang Mai. Der französische Cac 40 gewann 0,64
Prozent auf 7446,89 Punkte. In London legte der FTSE 100
um 0,25 Prozent auf 7742,30 Zähler zu. Dagegen
blieben in Zürich und an den skandinavischen Börsen die Handelsräume
wegen des Feiertags Christi Himmelfahrt geschlossen.
Der republikanische Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses, Kevin
McCarthy, zeigte sich im Streit um die Schuldenobergrenze mit Blick
auf eine baldige Einigung optimistisch. "Wir sind noch nicht da.
(...) Aber ich sehe den Weg", sagte McCarthy. "Wie ich schon zuvor
gesagt habe, wäre es wichtig, dass wir versuchen, eine
grundsätzliche Einigung irgendwann in dieser Woche zu erzielen."
Eine Abstimmung im Repräsentantenhaus darüber wäre dann in der
kommenden Woche möglich.
Weil die Anleger wieder positiver gestimmt sind für Aktien und damit
mehr ins Risiko gingen, waren vor allem die sehr konjunktursensiblen
Branchen Technologie und Automobilbau
in Europa gefragt. An der Spitze des EuroStoxx schnellten die
Papiere des Chipausrüsters ASML um 5,3 Prozent in die
Höhe. Hier trieben auch Berichte an, dass Halbleiterunternehmen
massive Investitionen in Japan planen.
Quartalsberichte hatten einige britische Unternehmen vorgelegt. Der
Strom- und Gasnetzbetreiber National Grid steigerte
im vergangenen Geschäftsjahr (Ende März) seinen Gewinn überraschend
deutlich. Der Konzern profitierte dabei unter anderem von robusten
Geschäften in der Stromübertragung. Im laufenden Jahr erwartet
Konzernchef John Pettigrew allerdings einen leichten Rückgang des
bereinigten Ergebnisses je Aktie. Die Anteilsscheine fielen im
währungsgemischten Stoxx Europe 50 um 2,9 Prozent.
Die Aktien der BT Group waren nach der Vorlage der
Jahreszahlen für 2022/23 zeitweise auf den tiefsten Stand seit drei
Monaten abgerutscht. Am Ende betrug das Minus fünf Prozent. Analyst
Akhil Dattani von der US-Bank JPMorgan bemängelte vor allem die
überraschend hohen Kapitalausgaben des Telekomanbieters. Dieser
setzt zudem bei den Personalkosten den Rotstift an und will in den
nächsten Jahren zehntausende Arbeitsplätze abbauen. Das hängt auch
damit zusammen, dass nach dem aktuell rasanten Ausbau des
Glasfasernetzes weniger Techniker und Ingenieure gebraucht werden.
Mit minus 5,2 Prozent für die Anteilsscheine des
Luxusmode-Unternehmens Burberry ging es ebenfalls
deutlich nach unten. Damit waren sie das Schlusslicht im "Footsie".
Analyst Piral Dadhania von der kanadischen Bank RBC sprach zwar von
einem insgesamt "recht soliden Zahlenwerk", allerdings sei das Tempo
der Erholung im asiatisch-pazifischen Raum hinter den Erwartungen so
mancher Experten zurückgeblieben.
Endgültige Halbjahreszahlen gab Easyjet bekannt und
überraschte damit kaum, wie Analysten schrieben. Die Nachfrage der
Billigfluggesellschaft sei stark und das Unternehmen stehe - wie
andere Luftfahrtgesellschaften auch - vor einer profitablen
Sommersaison, kommentierte außerdem Alexander Irving von Bernstein
Research das Zahlenwerk. Die Aktien stiegen um 1,5 Prozent./la/ngu