Aktien Europa: Hoffnung auf Lösung im US-Schuldenstreit treibt Börsen an
PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Hoffnungen auf eine Lösung im politischen
Streit um die Schuldenobergrenze der USA haben die Börsen Europas am
Donnerstag angetrieben. Ein Durchbruch ist allerdings noch nicht
gelungen. Sollte dies so bleiben, droht den USA im Juni ein
Zahlungsausfall mit womöglich schweren Folgen für die
Weltwirtschaft.
Der EuroStoxx 50 , Leitindex der Euroregion, legte am
späteren Vormittag um 0,99 Prozent auf 4365,92 Punkte zu. Der
französische Cac 40 gewann 0,77 Prozent auf 7456,47
Punkte. In London stieg der FTSE 100 um 0,56 Prozent
auf 7766,49 Zähler. Dagegen blieben in der Schweiz und den
skandinavischen Börsen die Handelsräume wegen des Feiertags Christi
Himmelfahrt geschlossen.
Weil die Anleger wieder positiver gestimmt sind für Aktien und damit
mehr ins Risiko gingen, waren vor allem die Technologie- und die
Autobranche in Europa gefragt. An den europäischen Börsen waren das
neben deutschen Werten wie Mercedes , VW
oder Infineon auch ASML
, die um 2,6 Prozent stiegen oder STMicro
mit plus 2,2 Prozent oder auch Renault
, die 1,5 Prozent gewannen. Hier trieben auch Berichte
an, dass Halbleiterunternehmen massive Investitionen in Japan
planen.
Quartalsberichte legten einige britische Unternehmen vor. Der Strom-
und Gasnetzbetreiber National Grid steigerte im
vergangenen Geschäftsjahr (Ende März) seinen Gewinn überraschend
deutlich. Der Konzern profitierte dabei unter anderem von robusten
Geschäften in der Stromübertragung. Im laufenden Jahr erwartet
Konzernchef John Pettigrew allerdings einen leichten Rückgang des
bereinigten Ergebnisses je Aktie. Das Papier gab im
währungsgemischten Stoxx Europe 50 um 1,1 Prozent
nach.
Die Aktie der BT Group sackte nach der Vorlage der
Jahreszahlen für 2022/23 zeitweise auf den tiefsten Stand seit drei
Monaten. Zuletzt ging es mit minus 6,8 Prozent etwas weniger steil
abwärts. Analyst Akhil Dattani von JPMorgan bemängelte vor allem die
überraschend hohen Kapitalausgaben des Telekomanbieters. Dieser
setzt zudem bei den Personalkosten den Rotstift an und will in den
nächsten Jahren zehntausende Arbeitsplätze abbauen. Das hängt aber
auch damit zusammen, dass nach dem aktuell rasanten Ausbau des
Glasfasernetzes weniger Techniker und Ingenieure gebraucht werden.
Mit minus 6,3 Prozent für den Anteilsschein des
Luxusmode-Unternehmens Burberry ging es nach
berichteten Geschäftsjahreszahlen ebenfalls deutlich nach unten.
RBC-Analyst Piral Dadhania sprach zwar von einem insgesamt "recht
soliden Zahlenwerk", allerdings sei das Tempo der Erholung im
asiatisch-pazifischen Raum hinter den Erwartungen so mancher
Analysten zurückgeblieben.
Endgültige Halbjahreszahlen gab Easyjet bekannt und
überraschte damit kaum, wie Analysten schrieben. Die Nachfrage der
Billigfluggesellschaft sei stark und das Unternehmen stehe - wie
andere Luftfahrtgesellschaften auch - vor einer profitablen
Sommersaison, kommentierte außerdem Alexander Irving von Bernstein
Research das Zahlenwerk. Die Aktie legte in London um 0,6 Prozent
zu./ck/mis