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Technische Probleme mit Deutschlandticket in weiten Teilen von NRW

DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Das Deutschlandticket kann in vielen Fällen von Prüfgeräten wegen Software-Problemen oder veralteter Technik noch nicht ausgelesen werden. Zwei der vier großen Nahverkehrsverbünde in Nordrhein-Westfalen berichten von technischen Problemen, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergeben hat. Aber auch die Tickets selbst könnten zu technischen Problemen führen. Kontrollen finden den Angaben zufolge dennoch statt. Allerdings soll es in der ersten Zeit einen besonders kulanten Umgang mit Fahrgästen geben, sollten ihre Tickets nicht lesbar oder falsch ausgestellt sein.

"Es handelt sich weitestgehend um Updateprobleme der Geräte bei den Einstiegskontrollsystemen. Hier kommen die Hersteller nicht nach, teilweise sind die verbauten Geräte auch veraltet", sagte eine Sprecherin des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR). Etwa 70 Prozent der Verkehrsunternehmen im VRR-Verbundgebiet seien betroffen und das Problem trete sowohl bei Chipkarten als auch Smartphone-Tickets auf.

Auch der Verkehrsverbund Westfalentarif berichtet von Problemen bei der Kontrolle der Deutschlandtickets in seinem Bereich. Das betreffe sowohl fest eingebaute Prüfgeräte bei Busfahrern als auch mobile Prüfgeräte von Kontrolleuren. Mit dem Deutschlandticket sei eine bundesweite elektronische Prüfung gestartet worden. Viele Unternehmen hätten die Chipkarten-Technik oder Smartphone-Lösung oder auch beides in kurzer Zeit neu aufbauen müssen. "Da ist es nicht verwunderlich, dass es am Anfang etwas holpert", machte die Sprecherin deutlich.

Laut Westfalentarif können aber auch die Tickets selbst zu Problemen bei der Kontrolle führen. Die Barcodes, die auf dem Smartphone-Ticket oder den übergangsweise ausgegebenen Papiertickets hinterlegt seien, hätten bis zur Einführung des Deutschlandtickets bundesweit nicht vollständig vereinheitlicht werden können. Wenn Chipkarten nicht korrekt beschrieben seien, könnten Prüfgeräte diese nicht auslesen.

Kontrollen fänden statt, da die technischen Probleme im Verbundgebiet des Westfalentarifs nicht alle Prüfgeräte beträfen. Auch wenn eine elektronische Prüfung nicht möglich sei, könne sich das Fahrpersonal die sichtbaren Ticketmerkmale anschauen. So könne die Identität des Ticketinhabers etwa durch den Abgleich des Namens auf einem Ausweis nachvollzogen werden. Sollten Fahrgäste Probleme mit ihrer Chipkarte oder dem Smartphone-Ticket bei der Kontrolle haben, werde das Personal die Kunden darauf aufmerksam machen, "hier jedoch kulant handeln".

Der VRR erklärte für sein Gebiet, der Austausch aller Chipkarten von Abo-Bestandskunden sei nicht bis zum 1. Mai möglich gewesen wegen Liefer- und Versandverzögerungen. Zum Teil sei der Versand auch erst im Verlauf des Monats Mai. Gültige Deutschlandtickets hätten das Deutschlandticket-Layout oder seien mit einem Aufkleber versehen. Bei Kontrollen würden die Unternehmen in den ersten drei Monaten nach dem Start des Deutschlandtickets besonders kulant mit Kunden umgehen, sollten Tickets nicht lesbar oder falsch ausgestellt sein, hieß es.

Im Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) gibt es laut einer Sprecherin bei der Kontrolle von Deutschlandtickets "keine strukturellen Probleme". Die VRS-Verkehrsunternehmen hätten frühzeitig auf standardisierte Kontrollmodule gesetzt, die flächendeckend eingeführt worden seien. Probleme entstünden eher dadurch, dass sich viele Kundinnen und Kunden kurzfristig für den Kauf eines Deutschlandtickets entschieden und der Versand oder Austausch von Chipkarten zeitversetzt erfolge. Die Branche habe sich aber für diese Fälle auf eine maximale Kulanz gegenüber Kunden in der Einführungsphase des Tickets verständigt.

Der Aachener Verkehrsverbund (AVV) verwies auf eine verbundweit einheitliche Digitalisierungsstrategie. "Somit erfüllen wir bereits die grundsätzlichen, technischen Voraussetzungen, wie sie zur Kontrolle des Deutschlandtickets erforderlich sind und konnten unseren Verkehrsunternehmen die hierzu benötigte Kontrollsoftware entsprechend bereitstellen", erklärte ein Sprecher. Im AVV-Bereich besteht nach seinen Worten kein grundsätzliches Problem. Wichtig sei nur, dass die Ausgabe des Deutschlandtickets auch in den anderen Regionen auf dem bundesweiten eTicketing-Standard basiere.

Die Wuppertaler Stadtwerke (WSW) hatten wenige Tage nach dem bundesweiten Start des Deutschlandtickets zum 1. Mai darauf aufmerksam gemacht, dass in den WSW-Bussen die Prüfterminals das Deutschlandticket nicht auslesen können. Davon seien etliche Verkehrsunternehmen in Deutschland betroffen. Die Lesegeräte könnten die Informationen nicht verarbeiten. Als Konsequenz seien die Prüfterminals in den Bussen vorübergehend abgeschaltet worden. Die Busfahrer sollen vorerst eine Sichtprüfung der Tickets vornehmen./vd/DP/mis

AXC0004 2023-05-13/10:25

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