ROUNDUP/Aktien Frankfurt Schluss: Leichte Verluste - EZB-Zinsschritt bewegt kaum
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Zinsanhebung der Europäischen Zentralbank
(EZB) hat den Dax am Donnerstag nur unwesentlich
bewegt. Der deutsche Leitindex zeigte sich bereits am Morgen etwas
schwächer und schloss letztlich 0,51 Prozent tiefer auf 15 734,24
Punkten. Positiv wertete Marktanalyst Konstantin Oldenburger von CMC
Markets, dass die Unterstützung bei 15 700 Punkten "bislang
erfolgreich verteidigt" wurde. Ein nachhaltiges Absacken unter diese
Marke dürfte ihm zufolge sonst weiteren Abwärtsdruck nach sich
ziehen.
Die Leitzinserhöhung um 0,25 Prozentpunkte auf 3,75 Prozent war
erwartet worden und stellte damit keine Überraschung dar. Zudem sei
sie "der Weg des geringsten Widerstands, der es der EZB ermöglichte,
im Kampf gegen die Inflation weiterhin Entschlossenheit zu zeigen
und gleichzeitig die Risiken für die Finanzstabilität im Auge zu
behalten", sagte Investmentstratege Altaf Kassam von State Street
Global Advisors.
Am Vorabend hatte außerdem die US-Notenbank Fed ihren Leitzins wie
erwartet zum zehnten Mal in Folge, aber zugleich nur moderat erhöht.
Der weitere geldpolitische Kurs wurde jedoch offen gelassen und
damit zusätzliche Erhöhungen nicht explizit ausgeschlossen, was den
einen oder anderen enttäuscht haben könnte.
Der MDax mit den mittelgroßen deutschen Werten gab um
0,44 Prozent auf 27 314,09 Zähler nach. Der Eurozonen-Leitindex
EuroStoxx 50 sank um 0,54 Prozent auf 4287,03 Zähler.
Auch in Paris und London wurden Verluste verbucht. An der Wall
Street gab der Dow Jones Industrial zum Börsenschluss
in Europa um 1,3 Prozent nach.
Neben den Zinsentscheidungen beschäftigte eine Flut an
Quartalsberichten die Marktteilnehmer. Die zuletzt von Kurszuwächsen
verwöhnten Anleger von Rheinmetall reagierten
enttäuscht auf ein überraschend schwaches operatives Ergebnis und
den Barmittelzufluss im ersten Quartal. Die Aktie verlor 2,5 Prozent
und zog das Papier von Hensoldt im MDax gleich um 6,0
Prozent mit nach unten.
Schwache Zahlen des US-Halbleiterkonzerns Qualcomm
drückten auf die Stimmung bei Infineon . Der Münchner
Chiphersteller hatte zwar selber starke Quartalszahlen vorgelegt und
seinen Ausblick auf das laufende Quartal angehoben, doch seine Aktie
wurde in Branchenhaft genommen und gab um 1,8 Prozent nach.
Besonders kräftig aber ging es für das Zalando-Papier
mit minus 7,0 Prozent abwärts. Das Jahresplus ist damit wieder
Geschichte. Laut JPMorgan steht hinter dem Ausblick des
Online-Modehändlers auf das zweite Quartal ein Fragezeichen - unter
anderem wegen immer noch hoher Lagerbestände. Auch die Reaktionen
auf die Quartalszahlen des Konsumgüterherstellers Henkel
und des Flugzeugbauers Airbus waren
negativ.
Ausnahmen gab es allerdings auch. BMW war mit seiner
Autosparte im ersten Quartal überraschend profitabel und beschloss
ein weiteres milliardenschweres Aktienrückkaufprogramm. Die Aktie
sprang um 2,8 Prozent hoch. Volkswagen schnitt
ebenfalls besser als erwartet ab, was der Vorzugsaktie ein Plus von
0,6 Prozent bescherte. Die Spitze im Dax gehörte Qiagen
mit einem Plus von 3,4 Prozent. Bei dem
Labordienstleister setzte sich der Umsatz- und Ergebnisschwund wegen
der abflauenden Corona-Pandemie zwar fort, dennoch überraschte die
operative Entwicklung positiv.
Unter den kleineren Werten ging es für die Aktie von Software AG
um 5,8 Prozent auf 35,24 Euro nach oben, nachdem
US-Finanzinvestor Bain Capital Kreisen zufolge wohl den
Technologieinvestor Silver Lake mit seinem Gebot übertrumpfen will.
Bain biete je Aktie 34 Euro, berichtete die Nachrichtenagentur
Bloomberg unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute
Personen. Silver Lake hatte vor knapp zwei Wochen eine Offerte über
30 Euro auf den Tisch gelegt und sich bereits ein großes Aktienpaket
von der Großaktionärin der Darmstädter gesichert, der
Software-AG-Stiftung. Eine Sprecherin von Software AG wollte den
Bericht nicht kommentieren.
Das Papier von New Work brach nach gekappten
Jahreszielen durch die Xing-Mutter um 21,1 Prozent ein.
Der Euro wurden am späten Nachmittag mit 1,1009
US-Dollar gehandelt. Die EZB setzte den Referenzkurs auf 1,1074
(Mittwoch: 1,1043) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9030
(0,9055) Euro.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 2,26 Prozent am Vortag
auf 2,28 Prozent. Der Rentenindex Rex legte um 0,17
Prozent auf 126,54 Punkte zu. Der Bund-Future
kletterte um 0,47 Prozent auf 137,05 Punkte nach oben./ck/he