ROUNDUP/Aktien Frankfurt Schluss: Gewinne vor der US-Leitzinsentscheidung
FRANKFURT (dpa-AFX) - Vor den Leitzinsentscheidungen in den USA am
Mittwochabend und im Euroraum am Donnerstag hat sich die Stimmung am
deutschen Aktienmarkt wieder etwas aufgehellt. Der Dax
legte um 0,56 Prozent auf 15 815,06 Punkte zu. An den
wichtigsten Börsen Europas wurden ebenfalls überwiegend Gewinne
verzeichnet. Der MDax der mittelgroßen Börsentitel
sank dagegen um 0,08 Prozent auf 27 434,78 Zähler.
Tags zuvor war der deutsche Leitindex zunächst mit 16 011 Punkten
auf den höchsten Stand seit Januar 2022 geklettert. Letztlich nahmen
die Anleger nach einem 15-prozentigen Kursplus seit Jahresbeginn an
der runden Marke dann aber Gewinne mit. Wie es weitergeht, dürfte
vor allem von den die Zinsentscheidung der US-Notenbank begleitenden
Bemerkungen am Abend abhängen. Sie haben die größte Macht, den
Börsen die Richtung zu weisen. Denn: Nach kräftigen Zinsanhebungen
in den USA seit März 2022 gehen Experten inzwischen nur noch von
einem kleinen Schritt von 0,25 Prozentpunkten aus. Danach, so sieht
es Craig Erlam, Marktanalyst vom Broker Oanda, sei "eine Phase
erreicht, in der jede Zinserhöhung unerwünschte und unbeabsichtigte
Folgen haben könnte".
Deshalb werden die Kommentare und Signale von Fed-Chef Jerome Powell
besonders im Blick stehen. Sollte er betonen, dass die Risiken im
Bankensektor ein Grund sind, die Zinssätze nicht weiter anzuheben,
könnte es laut Analyst Konstantin Oldenburger vom Broker CMC Markets
zu einer Fortsetzung der Rally kommen. "Macht er dagegen deutlich,
dass die Inflation immer noch weit über dem Zielwert liegt und die
Probleme im Bankensektor nicht wirklich besorgniserregend sind,
dürften die typischen Verkäufe im Mai einsetzen."
Zur Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) am
Donnerstag "dürfte der Umfang des Zinsschrittes debattiert werden",
erwarten die Experten von Allianz Global Investors. Ein Ende der
Zinsanhebungen im Euroraum sei zugleich noch lange nicht in Sicht.
Unternehmensseitig zogen im Dax Deutsche Post und der
Sportwagenbauer Porsche AG angesichts ihrer
Quartalsberichte Interesse auf sich. Zum Jahresauftakt hatte eine
trägere Konjunktur und die Normalisierung des Frachtgeschäfts den
Logistikkonzern belastet. Die Ergebnisse gingen nach dem Rekordjahr
2022 allerdings nicht so deutlich zurück, wie Analysten erwartet
hatten. Die Post-Aktien gewannen 1,1 Prozent. Die Papiere von
Porsche AG schlossen nach einem schwächeren Verlauf 0,2 Prozent im
Plus. Der Sportwagenbauer habe insgesamt sehr solide, aber dennoch
leicht unter den Erwartungen abgeschnitten, schrieb Analyst Daniel
Schwarz von der Investmentbank Stifel Europe.
Lufthansa lieferte "durchwachsene Zahlen", wie ein
Händler sagte. Der Ausblick sei beibehalten worden, obwohl die
Fluggesellschaft mit geringeren Kosten für Kerosin plane. Die Aktien
gaben um 1,3 Prozent nach.
Unter Druck gerieten vor allem die Aktien des Softwareanbieters
Teamviewer . Das Minus belief sich letztlich auf 10,2
Prozent. JPMorgan-Analyst Toby Ogg monierte das rückläufige Wachstum
im Großkundenbereich Enterprise im ersten Quartal.
Elmos mit plus 5,7 Prozent und Auto1
mit plus 10,7 Prozent waren die beiden besten Werte im SDax
. Die Chip-Aktie profitierte von einem
Analystenkommentar. Malte Schaumann von Warburg Research hält den
Kursrutsch der Aktie in den vergangenen drei Wochen für übertrieben.
Der Online-Gebrauchtwagenhändler Auto1 überzeugte mit einem geringer
als erwartet ausgefallen operativen Quartalsverlust.
In Europa stieg der Leitindex der Eurozone, der EuroStoxx 50
, um 0,36 Prozent auf 4310,18 Punkte und auch an den
Länderbörsen in Frankreich und Großbritannien wurden Gewinne
verzeichnet. In den USA zeigten sich die wichtigsten Indizes zum
europäischen Börsenschluss nach ihren Vortagesverlusten fast
unverändert.
Der Euro legte zu und wurde am späten Nachmittag mit
1,1052 US-Dollar gehandelt. Die EZB setzte den Referenzkurs auf
1,1043 (Dienstag: 1,0965) Dollar fest. Der Dollar kostete damit
0,9055 (0,9119) Euro.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 2,38 Prozent am Vortag auf
2,26 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,55
Prozent auf 126,33 Punkte. Der Bund-Future gewann
0,07 Prozent auf 136,37 Punkte./ck/he