Aktien Europa: Verluste nach US-Zinsentscheid - Zürich und London am schwächsten
PARIS/LONDON/ZÜRICH (dpa-AFX) - Europas wichtigste Aktienindizes
haben nach dem Zinsentscheid der US-Notenbank Fed nachgegeben. Damit
zollten sie auch ihrer jüngsten Erholung etwas Tribut.
Um die Mittagszeit sank der EuroStoxx 50 um 0,59
Prozent auf 4171,10 Punkte, während der französische Cac 40
0,68 Prozent auf 7082,75 Punkte verlor. Damit hielten
sich die beiden Börsenbarometer aber deutlich besser als der
US-Markt, der am Mittwoch mit deutlichen Kursabschlägen auf die
neuerliche Zinsanhebung durch die Fed sowie Aussagen von
US-Finanzministerin Janet Yellen reagiert hatte. Doch auch in New
York zeichnete sich zuletzt eine Stabilisierung ab.
Der Swiss Market Index (SMI) stand indes mit einem
Minus von 1,10 Prozent auf 10 663,34 Punkte stärker unter Druck,
nachdem die heimische Notenbank den Leitzins ebenfalls nach oben
geschraubt hatte. Der britische FTSE 100 sank um 1,09
Prozent auf 7484,22 Zähler. In London warten die Anleger noch auf
den Zinsentscheid der Bank of England, der um 13.00 Uhr
mitteleuropäischer Zeit ansteht.
Die Fed hatte zur Wochenmitte trotz der Krise im Bankensektor ihren
Kampf gegen die hohe Inflation fortgesetzt und den Leitzins um 0,25
Prozentpunkte angehoben. Eine Mehrheit der Ökonomen hatte mit diesem
Schritt gerechnet. Doch vor dem Zinsentscheid hatte es mehr
Unsicherheit als üblich gegeben: Eine Reihe von Experten hatte eine
Pause im Zinserhöhungszyklus für möglich gehalten, Fed-Präsident
Jerome Powell Anfang März hingegen noch eine Erhöhung um 0,5
Prozentpunkte in Aussicht gestellt.
Powell machte am Mittwoch zudem deutlich, die Notenbank werde die
Zinsen, falls nötig, auch weiter anheben. Gleichzeitig erwarte man,
dass die jüngsten Bankenausfälle die Nachfrage ausbremsen und so
einen ähnlichen Effekt wie Zinserhöhungen haben könnten. Im Moment
gebe es aber noch eine große Unsicherheit. Hoffnungen auf baldige
Zinssenkungen erfüllte die Fed nicht.
Im marktbreiten Stoxx Europe 600 dominierten am
Donnerstag Verluste das Bild. Am meisten litten einmal mehr die
Banken, deren Subindex 2,4 Prozent einbüßte. Zudem stufte die
US-Bank Citigroup den europäischen Bankensektor ab und bewertet ihn
nun mit "Neutral". Schwach präsentierten sich auch die europäischen
Finanzdienstleister und Versicherer.
Die Online-Apotheke Zur Rose verlor nach Jahreszahlen
7,4 Prozent. Baader-Analyst Volker Bosse zeigte sich insbesondere
vom Ausblick enttäuscht. Zur Rose werde voraussichtlich erst 2024
profitabel und mithin ein Jahr später als bisher erwartet.
Es gab aber auch erfreuliche Unternehmensnachrichten. So eroberten
die Anteilsscheine von Sanofi mit gut 5 Prozent Plus
die EuroStoxx-Spitze, nachdem der Pharmakonzern positive
Studienergebnisse für seinen Kassenschlager Dupixent zur Behandlung
der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) berichtet hatte.
Die Aktionäre der Internet-Beteiligungsholding Prosus
konnten sich dank starker Zahlen der wichtigen Beteiligung Tencent
über einen Kursanstieg von 4,3 Prozent freuen. Der
chinesische Internetriese hatte im vergangenen Geschäftsjahr besser
als erwartet abgeschnitten. Das half auch dem europäischen
Technologiesektor, dessen Subindex im Stoxx Europe 600 als einziger
ein bescheidenes Plus schaffte. Stützend wirkte zudem die
Hochstufung durch die Citigroup auf "Overweight"./gl/stk