ROUNDUP/Aktien Europa Schluss: Zinssorgen lassen Wochengewinne schmelzen
PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Wieder aufgeflammte Zinssorgen haben den
EuroStoxx 50 am Ende einer guten Woche Punkte
gekostet. Der Leitindex fiel am Freitag um 0,52 Prozent auf 4274,92
Zähler, sodass sein Wochenplus auf 1,8 Prozent schrumpfte. Am Vortag
hatte er noch seinen höchsten Stand seit Januar 2022 erreicht.
Auslöser der neuerlichen Zinssorgen waren die am Vortag in den USA
veröffentlichten Erzeugerpreise, die nicht so deutlich gesunken
waren wie erhofft. Anleger fürchten, dass dies die US-Notenbank Fed
zu weiteren Zinserhöhungen veranlassen wird - zumal das
konjunkturelle Umfeld dies vermutlich zulässt. Dazu passen auch
Aussagen von Fed-Mitgliedern, die eine Erhöhung um nochmals 0,50
Prozentpunkte erwägen. Damit würde die Fed ihr Straffungstempo sogar
wieder erhöhen.
Für den französischen Cac 40 ging es am Freitag um
0,25 Prozent auf 7347,72 Punkte abwärts. Den Rekord, den der Pariser
Leitindex am Vortag schrieb, konnte er damit nicht überbieten.
Gleiches galt für den britischen FTSE 100 , der sich
aber über der Marke von 8000 Punkten hielt. Am Ende gab er leicht um
0,10 Prozent auf 8004,36 Zähler nach.
Unter den Einzelwerten ragten die Aktien der Fluggesellschaft Air
France-KLM mit einem Kursplus von 5,3 Prozent positiv
hervor. Das Unternehmen schrieb nach dem Corona-Einbruch der
vergangenen beiden Jahre im Jahr 2022 wieder schwarze Zahlen. Die
Aktie hob sich damit auch positiv vom Branchenumfeld ab: IAG
in London legten nur 0,2 Prozent zu.
Im EuroStoxx kam der drittgrößte Indexgewinner aus einer verwandten
Branche. Die Titel des Flugzeugindustrie-Zulieferers Safran
erreichten mit einem Plus von 2,1 Prozent den
höchsten Stand seit Februar 2020, also kurz bevor die
Corona-Pandemie einen Börsencrash ausgelöst hatte. Der französische
Triebwerksbauer und Technologiekonzern rechnet 2023 mit viel
Rückenwind.
Im Schweizer Leitindex SMI zogen die Aktien des
Spezialchemieunternehmens Sika nach einem
Rekordquartal bei Umsatz und Gewinn um 4,9 Prozent an. Bei Swiss Re
war die Reaktion der Anleger auf vorgelegten
Jahreszahlen verhaltener, wie der Anstieg um 0,3 Prozent zeigt.
Dass der Luxuskonzern Hermes im vergangenen Jahr dem
schwierigen wirtschaftlichen Umfeld trotzen konnte, half den Aktien
an diesem Tag wenig. Sie schafften es aber immerhin, sich mit einem
Kursgewinn von 0,3 Prozent gegen das schwache Marktumfeld zu
stemmen.
An der Londoner Börse standen Berichte der Natwest-Bank
und des Baustoffherstellers Kingspan
auf der Agenda. Beide meldeten Gewinnsprünge. Doch während die
Natwest-Papiere um 6,7 Prozent nachgaben, legten die von Kingspan um
6,1 Prozent zu. Am Markt hieß es zu Natwest, dass die Prognosen des
Managements zur Ertragskraft und den Kosten im laufenden Jahr
kritisch gesehen würden.
Aktien von Valneva fielen um neun Prozent. Die
Papiere des Impfstoffherstellers rissen dabei die
Chart-Unterstützung bei 6 Euro, die in den vergangenen Monaten noch
mehrfach weitere Kursverluste verhindert hatte. In den USA gibt es
Probleme mit der gemeinsamen Phase-III-Studie mit Pfizer
, die den Borreliose-Impfstoffkandidaten VLA15
evaluieren soll. Mit der Hälfte der Probanden wurde die Testreihe
abgebrochen./tih/mis