Aktien Frankfurt: Dax bleibt trotz weiterer Gewinne unter Zwölfmonatshoch
FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat am Donnerstag nach
positiven Signalen von der Berichtssaison der Unternehmen weiter
zugelegt. Der deutsche Leitindex stieg gegen Mittag um 0,60 Prozent
auf 15 599,89 Punkte, womit ihm nicht viel zu seinem eine Woche
alten Zwölfmonatshoch bei 15 658 Punkten fehlte. Ob der erneute
Ausbruchsversuch aus der jüngsten Handelsspanne gelingt, bleibt
abzuwarten.
Auch die anderen Indizes rückten weiter vor: Der MDax
der mittelgroßen Unternehmen notierte 1,49 Prozent fester bei 29
078,12 Punkten und der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50
gewann 0,70 Prozent auf 4310,21 Zähler.
"Es ist und bleibt erstaunlich, wie sehr der Aktienmarkt den
steigenden Zinsen trotzt", kommentierte Thomas Altmann vom
Vermögensverwalter QC Partners mit Blick auf die seit Jahresbeginn
prozentual zweistellige Kurserholung nach dem schwachen Vorjahr.
Allerdings münde das Vertrauen der Anleger bereits in eine ungesunde
Gier, wie der aktuelle Stand des vielbeachteten Fear & Greed-Index
zeige. Zudem hätten dem Dax bisher die überzeugten Käufer gefehlt,
um aus der derzeitigen Handelsspanne auszubrechen. Nun stünden die
am Nachmittag erwarteten US-Erzeugerpreise im Fokus.
Optimistischer als Altmann ist Analyst Jochen Stanzl vom Broker CMC
Markets. Er sieht den Dax dank starker US-Konjunkturdaten bereits
auf dem Weg zur 16 000-Punkte-Marke, womit neue Rekordhochs nur eine
Frage der Zeit seien. Seinen bisher höchsten Stand hatte der
deutsche Leitindex im November 2021 bei 16 290 Punkten markiert. Die
US-Notenbank Fed werde zwar die Zinsen weiter anheben, räumte Stanzl
ein. Doch spätestens bei 5,5 Prozent sollte beim Leitzins das Ende
der Fahnenstange erreicht sein.
Am deutschen Markt galt die Aufmerksamkeit der Anleger am Donnerstag
Unternehmenszahlen. Der Flugzeugbauer Airbus übertraf
mit seinen Jahresresultaten die Erwartungen, was den Aktien mit plus
drei Prozent in die Dax-Spitzengruppe sowie zum höchsten Stand seit
rund drei Jahren verhalf. Dagegen lägen die Ziele für 2023 wie schon
befürchtet darunter, schrieb ein Händler. Airbus verschiebt den
Ausbau seiner Mittelstreckenjet-Produktion angesichts der Probleme
in den Lieferketten weiter nach hinten.
Den Ausblick der Commerzbank wertete ein Börsianer
als zuversichtlich. Die Frankfurter wollen nach dem höchsten Gewinn
seit mehr als zehn Jahren das Ergebnis 2023 weiter steigern -
Experten lobten vor allem den Ausblick für den Zinsüberschuss. Die
Aktien führten mit einem Kursanstieg um fast acht Prozent die
Gewinnerliste im MDax an.
Die Aktien von K+S trotzten zuletzt mit plus 0,8
Prozent negativ aufgenommenen Nachrichten des Konkurrenten Nutrien
. Die in New York gelisteten Anteilsscheine des
kanadischen Düngerherstellers litten nach dem dortigen Börsenschluss
unter schwachen Quartalszahlen sowie einem enttäuschenden Ausblick.
Übertroffene Umsatz- und Ergebniserwartungen brachten dem
Ticketverkäufer CTS Eventim lediglich einen nur
minimalen Kursgewinn.
Aus dem Nebenwerte-Index SDax berichtete der
Nutzfahrzeug-Zulieferer Jost Werke Rekordzahlen für
das vergangene Jahr. Die zuletzt schon starken Titel verteuerten
sich um weitere 0,9 Prozent.
Der Indexnachbar Nordex gab indes eine
Sachkapitalerhöhung bekannt. Zur Zeichnung und Übernahme der neuen
Aktien ist ausschließlich der spanische Großaktionär Acciona
zugelassen, der derzeit knapp 41 Prozent des
Grundkapitals am Windkraftanlagenbauer hält. Die Nordex-Anteile
gewannen dennoch knapp ein Prozent. Die Maßnahme sei nicht gerade
ein Zeichen der Stärke, sondern Ergebnis der zuletzt sehr schlechten
Geschäftslage, schrieb Metzler-Analyst Guido Hoymann. Ein Börsianer
vermutet hinter den Kursgewinnen Spekulationen, dass die Spanier
ihren Anteil noch weiter aufstocken werden.
Der Labordienstleister Synlab litt derweil mit minus
zwei Prozent unter einer Abstufung. Das Analysehaus Jefferies strich
seine Kaufempfehlung für die Aktie und schraubte das Kursziel
sichtbar nach unten. Experte James Vane-Tempest zeigte sich vom
deutlich reduzierten Margenziel im Rahmen der jüngst berichteten
Jahreszahlen negativ überrascht./gl/mis