Aktien Europa: Überwiegend Gewinne - Viele Quartalsberichte überzeugen
PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Nach einer verhaltenen Reaktion auf die
US-Verbraucherpreise am Dienstag haben die meisten Börsen Europas am
Mittwoch wieder zugelegt. In Großbritannien allerdings kam der
"Footsie" kaum vom Fleck. Auftrieb kam unter anderem von einigen
starken Quartalsberichten. Nun warten die Anleger mit Spannung auf
die US-Daten zu den Einzelhandelsumsätzen und zur
Industrieproduktion, die am Nachmittag veröffentlicht werden.
Erwartet wird vor allem, dass die Einzelhandelsumsätze im Januar
spürbar zugelegt haben. Das spräche dann gegen eine unmittelbar
bevorstehende Rezession, wie Ökonom Christoph Balz von der
Commerzbank sagte. Zusammen mit Konjunkturdaten der großen
Industrieländer, die zunehmend positiv überraschten und mit
Inflationsdaten, die immer weniger die Erwartungen überträfen, sind
dies laut Analyst Markus Reinwand von der Helaba gute Nachricht für
Aktien. Ein anderer Stützpfeiler für die Börsen-Optimisten dürfte
zudem die absehbare Konjunkturerholung in China nach der kürzlich
erfolgten Wiedereröffnung bleiben.
Der EuroStoxx 50 legte zur Mittagszeit um 0,61
Prozent auf 4264,67 Punkte zu. Für den französischen Cac 40
ging es um 1,00 Prozent auf 7285,99 Punkte nach oben.
Der britische FTSE 100 (Footsie) , der tags zuvor auf
ein Rekordhoch bei knapp unter 8000 Punkten geklettert war, zeigte
sich indes kaum verändert mit minus 0,05 Prozent auf 7949,79 Punkte.
Dort standen zudem noch Daten zur Teuerung im Blick. Zwar schwächte
sich die Inflation im Januar im Monatsvergleich ab, befindet sich
mit 10,1 Prozent aber auf weiter sehr hohem Niveau.
Dass der Bankensektor Schlusslicht unter den europäischen Branchen
war mit minus 1,6 Prozent, liegt nicht zuletzt an der britischen
Großbank Barclays . Die Aktie sackte um 9,4 Prozent
ab, das Finanzinstitut schloss das Jahr 2022 schwächer ab als
erwartet. Vor allem das Investmentbanking blieb hinter den
Erwartungen zurück. Zudem belasteten höhere Rückstellungen für
drohende Kreditausfälle das operative Ergebnis. Kein Wunder also,
dass das angekündigte Aktienrückkaufprogramm dann ebenfalls
enttäuschte, da es nicht so hoch ausfiel wie von Analysten erwartet.
Andere Bankenwerte wurden in Mitleidenschaft gezogen. Die Papiere
der Lloyds etwa gaben um 3,8 Prozent nach. HSBC
hielten sich dagegen recht stabil mit minus 0,5
Prozent.
In Frankreich dagegen ging es für die Aktien des
Luxusgüterherstellers Kering und die des
Supermarktbetreibers Carrefour nach vorgelegten
Jahreszahlen deutlich nach oben. Carrefour gewannen an der Spitze im
Cac 40 etwas mehr als 9 Prozent. Kering stiegen nach anfänglichen
Verlusten schließlich um fast 5 Prozent. In Mailand gewannen die
Anteile des Telekomunternehmens TIM nach vorgelegten Jahreszahlen
1,8 Prozent.
Zudem stiegen im EuroStoxx die Papiere von Ahold Delhaize
um 5,2 Prozent und erreichten den höchsten Stand seit
Anfang November. Der niederländische Einzelhändler meldeten einen
Gewinnanstieg für das vergangene Jahr. Für 2023 allerdings rechnet
er nun mit einer trägeren Entwicklung. Das wirtschaftliche Umfeld
werde für Verbraucher zunehmend schwieriger, da die Inflation in der
ersten Jahreshälfte noch auf hohem Niveau verharrt.
Die hohen Rohstoffpreise, auch infolge des Ukrainekriegs, bescherten
dem Bergbaukonzern Glencore ein sehr lukratives Jahr.
Das Unternehmen sei so profitabel wie noch nie gewesen, sagte
Firmenlenker Gary Nagle. Die Aktionäre sollen am Gewinn durch höhere
Dividenden und einem Aktienkaufprogramm über 1,5 Milliarden Dollar
beteiligt werden. Die Glencore-Aktien schwankten in London zuletzt
trotzdem zwischen leichten Gewinnen und Verlusten, denn für 2023
stellt sich der Konzern nun auf einen deutlicheren Ergebnisrückgang
als bisher ein./ck/stk