Aktien Frankfurt: Dax steigt - Verhaltener Optimismus vor US-Einzelhandelsdaten
FRANKFURT (dpa-AFX) - Vor wichtigen US-Konjunkturdaten haben sich
die Anleger am deutschen Aktienmarkt zur Wochenmitte vorsichtig
optimistisch gezeigt. Am Mittwochmittag gewann der Dax
0,36 Prozent auf 15 435,23 Punkte. Damit verharrt der
deutsche Leitindex zwar in der Konsolidierungsspanne der vergangenen
zwei Wochen, aus der er am Donnerstag einen erfolglosen
Ausbruchsversuch gewagt hatte. Er bleibt aber in Sichtweite des
höchsten Stands seit über einem Jahr.
Für den MDax der mittelgroßen Unternehmen ging es am
Mittwoch um 0,69 Prozent auf 28 526,88 Punkte hoch. Der
Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gewann 0,62 Prozent
auf 4265,04 Zähler.
Die überraschend hohe US-Inflationsrate vom Vortag bleibe zwar eine
Belastung für die Börsen, schrieb Thomas Altmann vom
Vermögensverwalter QC Partners. Klar sei, "dass die Inflation
möglicherweise vorschnell für besiegt erklärt wurde und das
Zinsthema uns noch das ganze Jahr hindurch auf eine unschöne Art
begleiten könnte". Allerdings ließen Inflation und Zinsen die Kurse
"im Moment erstaunlich kalt". Auch Analyst Jochen Stanzl vom Broker
CMC Markets sprach von einer "beeindruckenden Stabilität" des Dax:
"Schnäppchenjäger scheinen geradezu darauf zu warten, immer noch
einmal ein paar Punkte günstiger zugreifen zu können."
Mit den US-Einzelhandelsumsätzen stünden am Nachmittag die nächsten
wichtigen Konjunkturdaten an, so Altmann. Eine deutliche Erholung im
Januar wäre ein weiterer Hinweis auf die aktuelle Stärke der
weltgrößten Volkswirtschaft. "Die (US-Notenbank) Fed könnte eine
Erholung im Einzelhandel allerdings als weitere Aufforderung zum
Abkühlen der Wirtschaft in Form höherer Zinsen betrachten", brachte
der Experte das Dilemma von Konjunkturentwicklung und Geldpolitik
auf den Punkt.
Unter den deutschen Einzelwerten stach Ceconomy
heraus: Die schon am Vortag starken Aktien zählten dank
Übernahmefantasie mit plus 8,9 Prozent zu den Spitzenwerten im
Nebenwerte-Index SDax . Das "Handelsblatt" berichtete
unter Berufung auf Finanzkreise von Gesprächen zwischen dem
Elektronikhändler mit seinen Ketten Saturn und Media Markt und dem
französischen Händler Fnac Darty über einen möglichen
Zusammenschluss. Besonders konkret seien die Versuche noch nicht
gewesen, habe ein Insider gesagt, eher ein "gegenseitiges
Beschnuppern".
Dahinter verteuerten sich die Aktien von Elmos um 8,2
Prozent und näherten sich so wieder ihrem jüngsten Rekordhoch. Der
Halbleiterhersteller ist nach einem Rekordjahr für 2023 deutlich
zuversichtlicher als die Erwartung an den Märkten.
Die nach einer Verlustserie zuletzt stabilisierten Aktien des
Telekomkonzerns United Internet verteuerten sich nach
der Ankündigung von Aktienrückkäufen für bis zu knapp 300 Millionen
Euro um 4,2 Prozent.
Der Solar- und Windpark-Betreiber Encavis übertraf
dank hoher Strompreise mit der Entwicklung im abgelaufenen Jahr
sowohl die eigene Planung als auch die Analystenerwartungen. Ein
Börsianer sprach von soliden vorläufigen Zahlen, welche die Aktien
nach der jüngst schwachen Entwicklung unterstützten - zuletzt
gewannen sie 1,3 Prozent.
Dem Nutzfahrzeugzulieferer SAF-Holland bescherten
überraschend gute Jahreszahlen einen Kursanstieg um 2,5 Prozent.
Derweil verfehlte Amadeus Fire 2022 wegen einer
Krankheitswelle im Schlussquartal seine Ergebnisprognose, obwohl das
um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und
Firmenwertabschreibungen auf einen Höchststand stieg. Einem Händler
zufolge blieb der Personaldienstleister damit auch knapp unter der
Konsensschätzung. Die Aktien legten mit 0,3 Prozent weniger zu als
der SDax.
Auch Analystenaussagen bewegten. Die US-Bank JPMorgan stufte die
Papiere des Industriekonzerns Thyssenkrupp nach den
jüngst vorgelegten Quartalszahlen hoch und rät nun zu einer
neutralen Gewichtung. Mit einem Plus von 4,2 Prozent waren die
Essener im MDax weit vorn dabei.
Einer der besten Dax-Titel war der Chemikalienhändler Brenntag
, dessen Aktien um 2,2 Prozent anzogen. Die Citigroup
rät zum Kauf.
Im SDax war Norma mit plus 8,5 Prozent zuletzt am
meisten gefragt. Mit der DZ Bank und Hauck Aufhäuser Investment
Banking empfehlen gleich zwei Häuser den Autozulieferer neu zum
Kauf. Die jüngsten Übernahmespekulationen seien angesichts der
starken Marktposition sowie der Aktionärsstruktur realistisch und
dürften sich zu einem wichtigen Kurstreiber entwickeln, schrieb
DZ-Analyst Thorsten Reigber.
Dagegen rutschten die Anteilsscheine der Software AG
um 2,4 Prozent ab, nachdem die Schweizer Bank UBS ihre
Kaufempfehlung gestrichen hatte. Bei 19,04 Euro markierten sie
zeitweise den tiefsten Stand seit 2014. Analyst Michael Briest
äußerte sich skeptisch zur Geschäftsentwicklung im laufenden
Jahr./gl/jha/