Aktien Frankfurt: US-Inflationszahlen lassen Dax weitgehend kalt
FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt hat am Dienstag nach
der Bekanntgabe der US-Inflationsdaten nur kurzzeitig hin und her
gezuckt und seine freundliche Tendenz letztlich weitgehend gehalten.
Der Dax notierte am Nachmittag 0,29 Prozent im Plus
bei 15 441,32 Punkten. Der MDax der mittelgroßen
Werte sank um 0,09 Prozent auf 28 482,97 Zähler. Der
Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 stieg um rund 0,4
Prozent.
Die hohe Inflation in den USA schwächt sich weiter ab, allerdings
ist sie zu Jahresbeginn nur leicht gesunken. Im Januar stiegen die
Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahresmonat um 6,4 Prozent. Es
ist der niedrigste Anstieg seit Oktober 2021. Bankökonomen hatten im
Schnitt 6,2 Prozent erwartet.
Mit dem siebten Rückgang der US-Inflationsrate in Folge sei der
Trend intakt, betonte Marktanalyst Thomas Altmann von QC Partners.
Die Januar-Inflation liege im Rahmen der Erwartungen, zeige aber
auch, dass sie nicht voreilig als besiegt betrachtet werden darf.
"Die Märkte können mit der veröffentlichten Rate leben. Die
Januar-Inflation ist aber nicht niedrig genug, um ein Kursfeuerwerk
wie vor einem Monat zu zünden", stellte Altmann fest.
Inflationsdaten stehen derzeit besonders im Blick, weil sie für die
Geldpolitik der US-Notenbank Fed von hoher Bedeutung sind. Im
vergangenen Jahr hat sich die Fed mit immensen Zinsanhebungen gegen
die ausufernde Inflation gestemmt. Seit Ende 2022 hat sie ihr
Straffungstempo jedoch verringert. Anleger und Analysten fragen
sich, wie lange die Fed ihre Zinsen angesichts der sinkenden
Teuerungsraten überhaupt noch anheben wird.
Unter den Einzelwerten fielen die Aktien von Delivery Hero
mit einem frühen Verlust von bis zu 6,6 Prozent auf,
nachdem sich der Essenslieferdienst mit Wandelanleihen frisches
Kapital besorgt hatte. In der Folgezeit berappelte sich der Kurs
aber auf zuletzt minus 3,3 Prozent. Der Erlös aus der
Kapitalmaßnahme von rund einer Milliarde Euro soll den Rückkauf
ausstehender Wandelschuldverschreibungen und allgemeine
Unternehmenszwecke finanzieren.
Die Papiere von MTU verbilligten sich als schwächster
Dax-Wert um 4,6 Prozent. Der Triebwerksbauer steigerte den Umsatz im
Jahr 2022 um 27 Prozent und verfehlte damit das im Herbst angehobene
Erlösziel. Der Ergebnisausblick auf 2023 bewege sich im Rahmen der
Erwartungen, falle bei MTU aber traditionell konservativ aus,
erklärte Analyst David Perry von JPMorgan.
Sinkende Stahlpreise im Handelsgeschäft brockten dem
Industriekonzern Thyssenkrupp im ersten Quartal einen
Gewinnrückgang ein. So ging das bereinigte operative Ergebnis (Ebit)
in den drei Monaten bis Ende Dezember um ein Drittel zurück. Der
Start ins Geschäftsjahr 2022/23 sei zwar überraschend gut gelungen,
der freie Mittelzufluss sei aber weiter negativ und das operative
Ergebnis dürfte im zweiten Geschäftsquartal im Vergleich zum ersten
Viertel fallen, kommentierte Analyst Christian Obst von der Baader
Bank. Die Titel von Thyssenkrupp büßten als MDax-Schlusslicht mehr
als 8 Prozent ein.
Die Aktien der Norma Group reagierten mit einem
Kurssprung von mehr als 16 Prozent auf Übernahmespekulationen und
positive Geschäftszahlen des Verbindungstechnik-Spezialisten. Damit
waren sie klarer Spitzenreiter im SDax und erklommen den höchsten
Stand seit Juni 2022. Am Vorabend hatte die Nachrichtenagentur
Bloomberg unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute
Personen berichtet, dass Norma in den Blick von
Übernahmeinteressenten geraten sei. Das Unternehmen habe in den
vergangenen Monaten etliche Kaufgebote ausgeschlagen, hieß es. Zudem
übertraf Norma mit einem unerwartet starken Schlussquartal die
Erwartungen von Experten.
Die Anteilsscheine von Bilfinger profitierten von
positiv gewerteten Geschäftszahlen und schnellten um 9,0 Prozent
hoch. Die Kennziffern seien deutlich positiver als erhofft, sagte
ein Händler in einer ersten Reaktion, auch mit Blick auf die
Unternehmensziele für 2023.
Wachstumsambitionen des Technologiekonzerns Jenoptik
sind bei Anlegern sehr gut angekommen. Das Unternehmen hatte 2022
die Ziele übertroffen und will im neuen Jahr dank einer guten
Nachfrage etwa aus der Halbleiterindustrie weiter kräftig wachsen.
Der Aktienkurs stieg daraufhin auf ein Hoch seit März 2022 und
gewann zuletzt 5,1 Prozent.
Der Euro kostete zuletzt 1,0783 US-Dollar. Die
Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Vortag auf
1,0686 (Freitag: 1,0690) Dollar festgesetzt, der Dollar hatte damit
0,9358 (0,9355) Euro gekostet.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 2,35 Prozent am Vortag
auf 2,36 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,07
Prozent auf 125,55 Punkte. Der Bund-Future sank
zuletzt um 0,20 Prozent auf 135,83 Punkte./edh/jha/