Aktien Frankfurt: Richtungslos vor US-Inflationszahlen
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Anleger am deutschen Aktienmarkt haben vor
neuen US-Inflationsdaten am Dienstagnachmittag eine eher abwartende
Haltung eingenommen. Für 14.30 Uhr steht die Bekanntgabe der
US-Verbraucherpreise auf der Agenda, die als wichtiger Indikator für
die weitere Geldpolitik der US-Notenbank Fed gelten.
Der Dax notierte am späten Vormittag 0,38 Prozent im
Plus bei 15 456,34 Punkten. Dagegen sank der MDax der
mittelgroßen Werte um 0,13 Prozent auf 28 471,30 Zähler. Der SDax
, der die Aktien aus der dritten Reihe repräsentiert,
stieg um 0,70 Prozent auf 13 401,09 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex
EuroStoxx 50 gewann rund 0,4 Prozent.
Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets erkannte in der aktuellen
Börsenlage einen verhaltenen Optimismus. Allerdings sei "auch die
Zurückhaltung vieler Anleger vor den vielleicht wegweisenden Daten
deutlich zu spüren und durchaus nachvollziehbar". Die Investoren
setzten auf einen erneuten Rückgang des Preisauftriebs, vor allem
bei der um Nahrungsmittel- und Energiepreise bereinigten Kernrate.
"Nur dies wäre den derzeitigen Spekulationen auf ein baldiges Ende
der restriktiven Geldpolitik der US-Notenbank zuträglich, alles
andere wäre eine große Enttäuschung", erklärte Stanzl.
Unter den Einzelwerten fielen die Aktien von Delivery Hero
mit einem frühen Verlust von bis zu 6,6 Prozent auf,
nachdem sich der Essenslieferdienst mit Wandelanleihen frisches
Kapital besorgt hatte. In der Folgezeit berappelte sich der Kurs
aber auf zuletzt minus 3,4 Prozent. Der Erlös aus der
Kapitalmaßnahme von rund einer Milliarde Euro soll den Rückkauf
ausstehender Wandelschuldverschreibungen und allgemeine
Unternehmenszwecke finanzieren.
Die Papiere von MTU verbilligten sich als
Dax-Schlusslicht um 1,9 Prozent. Der Triebwerksbauer steigerte den
Umsatz im Jahr 2022 um 27 Prozent und verfehlte damit das im Herbst
angehobene Erlösziel. Der operative Gewinn (bereinigtes Ebit) sprang
um 40 Prozent nach oben und übertraf damit auch die Erwartungen von
Analysten. Der Ergebnisausblick auf 2023 bewege sich im Rahmen der
Erwartungen, falle bei MTU aber traditionell konservativ aus,
erklärte Analyst David Perry von JPMorgan.
Sinkende Stahlpreise im Handelsgeschäft brockten dem
Industriekonzern Thyssenkrupp im ersten
Geschäftsquartal einen Gewinnrückgang ein. So ging das bereinigte
operative Ergebnis (Ebit) in den drei Monaten bis Ende Dezember um
ein Drittel zurück. Der Start ins Geschäftsjahr 2022/23 sei zwar
überraschend gut gelungen, der Free Cashflow sei aber weiter negativ
und das operative Ergebnis dürfte im zweiten Geschäftsquartal im
Vergleich zum ersten Viertel fallen, kommentierte Analyst Christian
Obst von der Baader Bank. Die Titel von Thyssenkrupp büßten mehr als
9 Prozent ein.
Die Aktien der Norma Group reagierten mit einem
Kurssprung von mehr als 17 Prozent auf Übernahmespekulationen und
positive Geschäftszahlen des Verbindungstechnik-Spezialisten. Damit
waren sie klarer Spitzenreiter im SDax und erklommen den höchsten
Stand seit Juni 2022. Am Vorabend hatte die Nachrichtenagentur
Bloomberg unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute
Personen berichtet, dass Norma in den Blick von
Übernahmeinteressenten geraten sei. Das Unternehmen habe in den
vergangenen Monaten etliche Kaufgebote ausgeschlagen, hieß es. Zudem
übertraf Norma mit einem unerwartet starken Schlussquartal die
Erwartungen von Experten.
Die Anteilsscheine von Bilfinger profitierten von
positiv gewerteten Geschäftszahlen und schnellten um 8,8 Prozent
hoch. Die Kennziffern seien deutlich positiver als erhofft, sagte
ein Händler in einer ersten Reaktion, auch mit Blick auf die
Unternehmensziele für 2023.
Die Titel von SFC Energy waren mit minus 5,6 Prozent
schwächster SDax-Wert. Der Ausblick des Brennstoffzellenanbieters
auf 2023 liegt laut Analyst Malte Schaumann von Warburg Research auf
dem Niveau seiner Schätzungen, könnte einige Marktakteure aber wohl
enttäuschen./edh/stk