ROUNDUP/Aktien Frankfurt Schluss: Uneinheitlich - Dax bröckelt vom Hoch ab
FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat seinen Erfolgskurs
seit Jahresanfang auch am Donnerstag nicht verlassen und ist
zwischenzeitlich auf den höchsten Stand seit mehr als einem Jahr
gestiegen. Zahlreiche starke Quartalsberichte und optimistische
Ausblicke stützten Händlern zufolge. Die Inflationsdaten für
Deutschland fielen ebenfalls etwas besser als prognostiziert aus,
auch wenn der Preisauftrieb nach wie vor sehr hoch ist.
Allerdings konnte der deutsche Leitindex sein Mittagshoch nicht
halten und bröckelte langsam aber stetig ab. Letztlich blieb für den
Dax noch ein Plus von 0,72 Prozent auf 15 523,42 Punkte übrig. Am
breiteren Markt zeigte sich eine uneinheitliche Tendenz: Während der
MDax der mittelgroßen Werte klar im Minus notierte
und am Ende 0,62 Prozent auf 29 036,39 Punkte verlor, schloss der
SDax , der die kleineren Unternehmen repräsentiert,
mit einem Anstieg von 0,66 Prozent bei 13 481,60 Zählern.
Auch an den wichtigsten europäischen Börsen waren klar positive
Vorzeichen zu sehen: Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx
stieg um ein Prozent. In Paris ging es für den Cac 40
ebenfalls um ein Prozent aufwärts. Der FTSE 100
in London legte um 0,3 Prozent zu. An der Wall Street
stand der Dow Jones Industrial zum europäischen
Handelsschluss 0,2 Prozent höher.
Analyst Konstantin Oldenburger von CMC Markets sieht den positiven
Trend als intakt an: "Der Bärenmarkt aus dem Jahr 2022 verkommt
damit immer mehr zu einer bloßen Korrektur in einem langjährigen
Aufwärtstrend." Vor allem institutionelle Investoren würden derzeit
von der Länge und Stärke der Rally auf dem falschen Fuß erwischt.
Sie seien mit einer Untergewichtung von Aktien ins Jahr 2023
gestartet und hätten nun eine schlechtere Performance als ihre
Richtwerte aufzuweisen. Dies zwinge sie zum Handeln und treibe so
die Kurse weiter nach oben, sagte Oldenburger.
In Deutschland bleibt die Inflation hoch, stieg aber im Januar nicht
ganz so stark wie von Fachleuten prognostiziert. "Der Scheitelpunkt
des großen Inflationsschubs ist erreicht", schrieb Friedrich
Heinemann, Ökonom beim Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung.
Trotzdem wird die Europäische Zentralbank (EZB) laut Thomas Gitzel,
Volkswirt bei der Liechtensteiner VP Bank, zunächst an ihrem
geldpolitischen Straffungskurs festhalten müssen, da die
Teuerungsraten noch immer weit über den Zielen der Währungshüter
lägen.
Unternehmensseitig standen zahlreiche Quartalsberichte und Ausblicke
im Fokus der Anleger, die mehrheitlich überzeugten. So startete der
Technologiekonzern Siemens stark in sein
Geschäftsjahr 2022/23 und wurde optimistischer für den weiteren
Jahresverlauf. Dabei konnten die Digitalisierungsgeschäfte Schwächen
in der Zugsparte sowie bei der Medizintechniktochter Siemens
Healthineers mehr als ausgleichen. Die Aktien
sprangen mit plus 6,7 Prozent an die Dax-Spitze.
Die Aktien von Fresenius setzten sich mit plus 4,0
Prozent auf den zweiten Platz im Dax. Der angeschlagene
Krankenhaus-, Medizintechnik- und Pharmakonzern steht vor einem
tiefgreifenden Umbau. So soll die komplexe Firmenstruktur mit der
Entflechtung der zuletzt besonders belastenden Dialysetochter FMC
vereinfacht werden. Mit einer Dekonsolidierung würde
Fresenius die Kontrolle bei FMC aufgeben und müsste die Zahlen der
Dialysetochter auch nicht mehr in die eigene Bilanz aufnehmen. An
vorletzter Stelle im Index verzeichnete die FMC-Aktie ein Minus von
2,9 Prozent.
Um 1,8 Prozent ging es für die Anteile der Deutschen Börse
nach oben. Ein reger Handel an den Finanzmärkten, die
Kapriolen beim Gaspreis, höhere Zinsen und Zukäufe hielten das
Dax-Unternehmen auf Rekordkurs. Der Börsenbetreiber verdiente im
vergangenen Jahr so viel wie noch nie, wobei in allen wichtigen
Bereichen die Geschäfte besser liefen.
Die Bayer -Aktien gaben nach frühen Gewinnen als
Dax-Schlusslicht um 3,3 Prozent nach. Allerdings: Allein in der
vergangenen Woche waren sie um etwas mehr als 15 Prozent gestiegen.
Im Blick stand nun, dass sich der Pharma- und Agrarchemiekonzern
früher als vorgesehen vom umstrittenen Noch-Chef Werner Baumann (60)
trennt. Zugleich wurde am Mittwochnachmittag bereits der Nachfolger
vorstellt: Der ehemalige Pharmachef des Rivalen Roche
, Bill Anderson, soll das Ruder ab Anfang Juni
übernehmen.
Im MDax sackten die Papiere von Delivery Hero mit
minus 9,6 Prozent an das Indexende und auf den tiefsten Stand seit
rund einem Monat ab. Der Essenslieferant enttäuschte die Anleger
beim Bruttowarenwert (GMV) und beim bereinigten Umsatz im vierten
Quartal. Börsianer sprachen von Gewinnmitnahmen, nachdem die Titel
im bisherigen Jahresverlauf in der Spitze um fast 30 Prozent
zugelegt hatten.
Im SDax stachen die Papiere von Shop Apotheke
mit einem Minus von 12,2 Prozent negativ heraus. Die
schweizerische Bank Credit Suisse hatte die Aktie gleich doppelt von
"Outperform" auf "Underperform" abgestuft. Die Bewertung der Aktie
sei sehr hoch und das Selbsthilfepotenzial deutlich geringer als
beim Wettbewerber Zur Rose , schrieb Analyst Olivier
Calvet.
Der Euro wurde zuletzt mit 1,0757 US-Dollar
gehandelt. Die EZB hatte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,0771
Dollar festgesetzt.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 2,35 Prozent am Vortag auf
2,28 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,21
Prozent auf 125,99 Punkte. Der Bund-Future legte um
0,31 Prozent auf 136,73 Punkte zu./edh/he