Aktien Frankfurt: Gewinnmitnahmen nach Rally - Arbeitsmarktdaten im Blick
FRANKFURT (dpa-AFX) - Seiner Kursrally am Vortag hat der deutsche
Aktienmarkt am Freitag Tribut gezollt. Vor dem am Nachmittag
anstehenden US-Arbeitsmarktbericht nahmen Anleger zunächst Gewinne
mit. Der Leitindex Dax gab gegen Mittag um 0,66
Prozent auf 15 407,42 Punkte nach. Er war am Vortag nach
Notenbank-Entscheidungen mit rund 15 521 Zählern auf den höchsten
Stand seit fast einem Jahr geklettert.
Der MDax der mittelgroßen Unternehmen sank am letzten
Handelstag der Woche um 0,57 Prozent auf 29 638,28 Zähler. Der
EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone stand zuletzt
0,4 Prozent tiefer.
Nachdem die jüngsten Zinsentscheide der Notenbanken in den USA und
der Eurozone abgehakt sind und die Hoffnung wächst, dass die
Zinsspirale bald zu Ende gehen könnte, stehen vor dem Wochenschluss
mit dem US-Arbeitsmarktbericht schon die nächsten wichtigen
Konjunkturdaten an, mit vielleicht neuen Erkenntnissen zur weiteren
Zinspolitik. Bei einem noch immer robusten Arbeitsmarkt in den
Vereinigten Staaten schienen die Märkte womöglich zu unterschätzen,
welchen Spielraum die US-Notenbank Fed mit Blick auf weitere
Zinsanhebungen noch habe, sagte Analyst Michael Hewson vom Broker
CMC Markets UK.
Im Technologiesektor, der am Vortag in New York die Rally
dominierte, dämpften außerdem enttäuschende Quartalszahlen von Apple
, Amazon und Alphabet
die Stimmung. "Waren die Anleger nach den starken Zahlen der
Facebook-Mutter Meta in ihrer Euphorie kaum zu
bremsen, wurden sie gestern Abend von der bitteren Realität, einer
Kombination aus schwächerer Nachfrage, steigenden Kosten und einem
daraus resultierenden Sparzwang bei den einst hochgeflogenen
Big-Techs wieder eingeholt", sagte der Kapitalmarktstratege Jürgen
Molnar vom Broker RoboMarkets.
Hierzulande ging es für die am Vortag stark gelaufenen Titel des
Medizintechnikers Siemens Healthineers und des
Chipherstellers Infineon nun bergab, mit Verlusten
von jeweils knapp ein Prozent. Auch der europäische Immobiliensektor
gab nach, büßte dabei aber nur einen kleinen Teil der
hohen Vortagesgewinne ein, als die Hoffnung auf nachlassenden
Zinsgegenwind ihn auf den höchsten Stand seit Ende August 2022
getrieben hatte. Vonovia verloren zuletzt gut zwei
Prozent.
Die Vorzugsaktien des Konsumgüterherstellers Henkel
schlugen sich mit plus 0,1 Prozent besser als der Dax. Händler
verwiesen als Stütze auf überraschend gute Quartalszahlen und einen
erhöhten Gewinnausblick vom US-Konkurrenten Clorox.
Die Schweizer Online-Apotheke Zur Rose verkauft ihr
Schweiz-Geschäfts an Migros und legt so den Fokus auf den deutschen
Markt. Das kam bei den Anlegern des Konkurrenten Shop Apotheke
nicht gut an, die Papiere rutschten im
Nebenwerteindex SDax um rund zweieinhalb Prozent ab.
Eine positive Analysteneinschätzung zu SGL gab den
Papieren des Kohlefaserspezialisten Auftrieb, sie gewannen fast
sieben Prozent. Experte Andreas Heine vom Investmenthaus Stifel hob
das Kursziel von 9 auf 13 Euro an. Sein Optimismus basiert vor allem
auf dem Markt für Siliziumkarbid-Halbleiter, der den
Geschäftsbereich Graphite Solutions antreiben sollte./ajx