Aktien Europa: Märkte vor Zins-Entscheidungen im Minus
PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die europäischen Börsen haben am Montag zu
Beginn der Notenbank-Woche Schwäche gezeigt. Bevor in den kommenden
Tagen die wegweisenden Zins-Entscheidungen der US-Notenbank Fed, der
Europäischen Zentralbank und der Bank of England erwartet werden,
gab der EuroStoxx 50 gegen Mittag um 0,90 Prozent auf
4140,34 Punkte nach. Nach der bisherigen Rally im Januar bleibt es
dabei, dass dem Markt zunächst die Impulse für weitere Kursgewinne
fehlen.
Die Berenberg Bank glaubt am Montag in ihrem "Märkte-Monitor", dass
das Aufwärtspotenzial für europäische Aktien vorerst limitiert ist.
"Die weitere Entwicklung der Märkte dürfte durch die großen
Zentralbanksitzungen geprägt sein", betonten die Experten zu
Wochenbeginn. "Der weiterhin robuste Arbeitsmarkt und steigende
Rohstoffpreise könnte den aufgekommenen Zinssenkungsfantasien einen
Dämpfer verleihen."
Mit dem EuroStoxx zeigten auch die wichtigsten Länderindizes vorerst
Schwäche. Während der deutsche Dax 0,7 Prozent
verlor, galt ähnliches auch für den französischen Cac 40
mit einem Abschlag von 0,59 Prozent auf 7055,10
Punkte. Der britische FTSE 100 fiel derweil aber nur
knapp um 0,05 Prozent auf 7761,41 Zähler.
Kursverluste im Technologiesektor galten als größte Belastung für
die hiesigen Börsen, nachdem zuvor am Montag schon an der Hongkonger
Börse eine Korrektur der jüngsten Kursgewinne eingesetzt hatte. Der
von der Branche stark geprägte Hang Seng war dort um
2,7 Prozent abgerutscht, und dem folgte nun der europäische
Sektorindex Stoxx Europe 600 Technology mit einem
Rücksetzer um 2,2 Prozent.
Im EuroStoxx war der Tech-Investor Prosus mit minus
6,5 Prozent das Schlusslicht, nachdem die Titel der Kernbeteiligung
Tencent in Fernost abgerutscht waren. Größere Verluste gab es im
Tech-Segment ansonsten auch beim EuroStoxx-Wert ASML
mit minus 3,3 Prozent. Bei dem Chipindustrie-Ausrüster wurden auch
Medienberichte als Belastung angesehen, wonach bestimmte
Chip-Produktionsmaschinen künftig von der Lieferung nach China
ausgeschlossen werden sollen.
Generell wurden auch Immobilienwerte nach ihrem gutem Lauf rund um
den Jahreswechsel wieder abgestoßen. Hier steigen wieder die
Bedenken der Anleger, wie groß der Zinsdruck auf die Branche bleibt.
"Während die EZB und die BoE ihren Leitzins wohl nochmals um 50
Basispunkte anheben werden, wird für die Fed mit einem kleineren
Schritt gerechnet", äußerten die Experten der Helaba ihre Erwartung.
Los geht der Notenbank-Reigen am Mittwoch mit der Fed.
Nachrichtlich gab es auf Unternehmensseite zu Wochenbeginn auch
einige bewegende Nachrichten. Philips etwa überzeugte
die Anleger mit Eckdaten, die die Erwartungen übertrafen. Der
angeschlagene Medizintechnikhersteller hat ein rabenschwarzes Jahr
2022 zumindest mit einem guten vierten Quartal abgeschlossen. Dies
kam gut an, wie ein Kursplus von 7,6 Prozent zeigt.
Bei Renault war die Reaktion eine andere, wie ein
Rückschlag um 2,1 Prozent vom jüngsten Hoch seit fast zwei Jahren
zeigt. Anleger nutzten hier die Bekanntgabe, dass man sich mit
Nissan auf eine Angleichung der Überkreuz-Beteiligung
geeinigt hat, zu Gewinnmitnahmen. Laut dem Analyst Daniel Roeska von
Bernstein Research ist der "gordische Knoten" damit nun gelöst.
Unilever lieferte noch Gesprächsstoff mit der
Ernennung von Hein Schumacher zum künftigen Konzernchef. Die
Reaktion der Anleger war mit einem Anstieg um 0,7 Prozent verhalten
positiv. Laut dem Bernstein-Experten Bruno Monteyne könnten einige
Investoren sich einen anderen Kandidaten gewünscht haben. Sein
Kollege John Ennis von Goldman Sachs sah den frühen Zeitpunkt der
Mitteilung aber vorteilhaft.
Einen weiteren herben Rückschlag mussten die Aktionäre der
französischen Elior Group einstecken: Nach schon
herben Verlusten am vergangenen Donnerstag setzten die Papiere ihre
Talfahrt nach einer Verkaufsempfehlung der Societe Generale mit
minus 7,8 Prozent fort. Durch die Übernahme einer Sparte des
Großaktionärs Derichebourg ändere sich an den grundlegenden
Problemen des Catering-Unternehmens nichts, urteilte Analystin
Sabrina Blanc./tih/stk