Aktien Frankfurt: US-Rezessionssorgen lösen Gewinnmitnahmen im Dax aus
FRANKFURT (dpa-AFX) - Wieder erwachte Rezessionssorgen in den
Vereinigten Staaten haben am Donnerstag Gewinnmitnahmen am deutschen
Aktienmarkt ausgelöst. Die 15 000-Punkte-Marke ist nun wieder in
Gefahr. Zur Mittagszeit fiel der deutsche Leitindex Dax
bereits darunter und gab um 1,27 Prozent auf 14
989,02 Punkte nach. Für den MDax der mittelgroßen
Unternehmen ging es um 1,92 Prozent auf 28 266,04 Punkte abwärts.
Die Daten zur Industrieproduktion und den Einzelhandelsumsätzen in
den USA vom Vortag hätten die Sorgen vor einer Schrumpfung der
weltgrößten Volkswirtschaft zurückgebracht, schrieb Marktanalyst
Jochen Stanzl von CMC Markets. Da sich zugleich auch der Anstieg der
Erzeugerpreise im Dezember überraschend stark abgeschwächt habe,
dürfte sich laut Stanzl die US-Notenbank Fed zwar darin bestätigt
sehen, das Tempo ihrer Zinserhöhungen Anfang Februar zu verringern,
"aber eben nicht ihre geldpolitische Straffung auszusetzen, da der
Arbeitsmarkt eng bleibt". Zudem exportierte Japans Wirtschaft das
erste Mal seit sieben Monaten weniger Güter nach China. "Das schürt
ebenfalls die Befürchtungen einer weiteren Verlangsamung der
globalen Wirtschaft", so Stanzl.
Nachdem das deutsche Börsenbarometer allerdings seit Jahresbeginn
bereits um neun Prozent zugelegt habe, sei es Zeit für eine
Verschnaufpause und eine gesunde Konsolidierung, bleibt Martin
Utschneider, charttechnischer Analyst bei der Privatbank Donner &
Reuschel, optimistisch. "Und solange die 15 000-Punkte-Marke hält,
geht in einer Konsolidierung auch nichts kaputt", ergänzte
Portfolio-Manager Thomas Altmann von QC Partners. Wichtig wird daher
der Schlussstand im Dax an diesem Tag.
Unter den 40 Werten im deutschen Leitindex litten die Aktien des
Reifenherstellers und Autozulieferers Continental
weiter unter den am Dienstagabend veröffentlichten schwachen Margen
und deutlich verfehltem Ziel für den freien Barmittelzufluss 2022.
Nach Verlusten von rund drei Prozent am Mittwoch ging es nun um 5,3
Prozent abwärts auf den letzten Platz im Dax.
An der Spitze legten unterdessen die Papiere von Beiersdorf
um 1,0 Prozent zu. Analyst Fulvio Cazzol von der
Privatbank Berenberg hob sein Kursziel von 120 auf 144 Euro an und
bekräftigte seine Einstufung "Buy". Beiersdorf sei bereits 2022 eine
der besten unter den von ihm bewerteten Aktien gewesen und bleibe
auch weiter eines seiner "Top Picks" im Haushalts- und
Körperpflegesektor. Das neue Führungsteam, eine verbesserte
operative Aufstellung und die Investitionsambitionen untermauerten
sein Vertrauen in das Unternehmen, schrieb er.
Henkel dagegen büßten 1,1 Prozent ein. Händlern
verwiesen vor allem auf den Wettbewerber HB Fuller .
Der US-Klebstoffkonzern hatte unter anderem wegen hoher
Rohstoffkosten und eines starken US-Dollar mit seinem vierten
Quartal und auch dem Ausblick enttäuscht.
Ein laut Händlern "durchwachsener Quartalsbericht" samt der Aussagen
zum neuen Geschäftsjahr belastete im SDax die Anteile
des Linux-Spezialisten Suse . Sie büßten 3,1 Prozent
ein. Noch deutlicher ging es für die Papiere von Auto1
abwärts, die um knapp 13 Prozent absackten. Nachdem
am Vortag die französische Investmentbank Exane BNP Paribas ihre
Kaufempfehlung gestrichen hatte, folgte nun die US-Bank Goldman
Sachs.
Encavis litten ebenfalls unter einer Abstufung und
büßten im MDax knapp 11 Prozent ein. Die Investmentbank Stifel
Europe strich ihre Kaufempfehlung für die Aktie des Investors in
erneuerbare Energien. Analyst Martin Tessier rechnet mit einer
Reduzierung der Pipeline um etwa ein Drittel. Hinzu kämen noch
Projektverzögerungen. Er empfiehlt daher auf die Vorstellung des
nächsten Strategieplans zu warten, da er nur wenig Potenzial für
eine Anhebung der für 2025 angestrebten Kapazitätsziels sieht. Tags
zuvor hatte Barclays-Analyst die hohe Bewertung der Aktie moniert
und sie auf "Underweight" abgestuft./ck/stk