FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Anleger am deutschen Aktienmarkt haben den
Zinskater der turbulenten Vorwoche etwas verdaut. Auch dank eines
besser als erwartet ausgefallenen Ifo-Geschäftsklimas konnte der Dax
sich am Montag nach seinem jüngsten Rückfall klar
stabilisieren. Gegen Mittag stand der deutsche Leitindex mit 0,68
Prozent im Plus bei 13987,21 Zählern. Damit rückt die psychologisch
wichtige Marke von 14 000 Punkten wieder näher, unter die das
Börsenbarometer in der vergangenen Woche erstmals seit Anfang
November gefallen war.
Großen Spielraum für nachhaltige Kursanstiege sehen die meisten
Börsianer nach den jüngsten Aussagen der Notenbanken indes aktuell
nicht mehr. Die Fed in den USA und auch die Europäische Zentralbank
(EZB) hatten zwar zuletzt ihre Leitzinsen nicht mehr so stark
angehoben wie bisher; gleichzeitig machten die Währungshüter aber
klar, dass die Phase der Leitzinsanhebungen noch längst nicht
beendet ist. Damit hatten sie viele Marktteilnehmer enttäuscht, die
mit einem schon bald gemäßigteren Vorgehen gerechnet hatten. Der Dax
hatte dadurch in der vergangenen Woche mehr als drei Prozent
verloren.
Nun griffen am Montag wieder einige Schnäppchenjäger zu. Auch der
MDax der mittelgroßen Unternehmen stieg und lag
zuletzt um 0,82 Prozent höher bei 25 166,49 Punkten. In Europa
rückte der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 um 0,66
Prozent auf 3829,27 Punkte vor. Insgesamt aber drücke die
kontraktive Geldpolitik der Notenbanken weiterhin auf die Stimmung
an den Finanzmärkten, stellte Börsenexperte Andreas Lipkow fest.
Dagegen hellte sich das Ifo-Geschäftsklima nach dem Tief im
September den dritten Monat infolge weiter auf. Eklatant bleibt laut
Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, dabei weiterhin die
Abweichung zwischen der Lageeinschätzung und den Geschäftsaussichten
der Unternehmen. "Die Stimmung ist nach wie vor schlechter als die
Lage. Gerade das gibt Anlass zur Hoffnung, dass die erwartete
Rezession kürzer und auch milder ausfällt als ursprünglich
erwartet."
Auf Unternehmensseite rückten nach der Neuordnung der Dax-Familie
die Aktien des Dax-Neulings Porsche AG um mehr als
zwei Prozent vor, damit besetzte der Sportwagenbauer den
Spitzenplatz im Index. Auch die Holding Porsche SE
war mit knapp zwei Prozent Plus gefragt. Volkswagen
-Vorzüge notierten hingegen nur wegen einer
Sonderdividende im Zusammenhang mit dem Porsche-Börsengang deutlich
im Minus. Den Dividendenabschlag herausgerechnet, betrug das Plus
mehr als fünfeinhalb Prozent und damit mehr als bei der
Sportwagentochter.
Zu den wenigen Dax-Verlierern gehörten auch die Papiere Deutschen
Post , hier wirkte die Abstufung der Citigroup vom
vergangenen Freitag mit minus 2,2 Prozent nach.
Übernahmefantasien beflügelten die Aktien ProSiebenSat.1
mit mehr als fünf Prozent Plus. Hier gibt es einmal
mehr Spekulationen über die Ziele des Großaktionärs MediaForEurope
. Schon länger heißt es, die Holding des italienischen
Medienmoguls Silvio Berlusconi verfolge bei ProsiebenSat.1 eine
langfristige Strategie und wolle weitere Stimmrechte erwerben.
Rheinmetall rutschten am MDax-Ende angesichts einer
weiteren Panne beim Schützenpanzer "Puma" um mehr als drei Prozent
ab. Das von zahlreichen technischen Mängeln geplagte
Gefechtsfahrzeug war zuletzt bei Übungen der Bundeswehr für die
Beteiligung an der Nato-Eingreiftruppe VJTF (Very High Readiness
Joint Task Force) im nächsten Jahr komplett ausgefallen.
In den hinteren Börsenreihen fielen unter anderem Südzucker
mit einem deutlichen Kursaufschlag von fast sechs
Prozent nach einer Kaufempfehlung durch Warburg auf. Analyst Oliver
Schwarz rechnet mit einer Fortsetzung der Trendwende im
Zuckersegment./tav/mis