ROUNDUP/Aktien Europa Schluss: Börsen können starke US-Vorgaben kaum nutzen
PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Der Rückenwind der Kursrally an der Wall
Street vom Vortag für die europäischen Börsen ist am Donnerstag im
Handelsverlauf wieder etwas abgeflaut. Zwar rettete der
Eurozone-Leitindex EuroStoxx 50 ein Plus von 0,50
Prozent auf 3984,50 Zähler ins Ziel; im frühen Handel waren die
Aufschläge jedoch noch höher gewesen. Als sich die Investoren an der
Wall Street am Donnerstag schon im frühen Handel für Gewinnmitnahmen
entschieden, bröckelten auch in Europa die Gewinne wieder etwas ab.
Der französische Cac 40 beendete den Handel mit einem
moderaten Plus von 0,23 Prozent auf 6753,97 Punkte. Der britische
FTSE 100 schloss 0,19 Prozent niedriger bei 7558,49
Punkten. In London belasteten vor allem die Bankenwerte und
Schwergewichte aus dem Öl- und Gassektor wie BP und
Shell den "Footsie".
US-Notenbankchef Jerome Powell hatte am Vorabend nach dem
europäischen Börsenschluss eine geringere Zinserhöhung im Dezember
in Aussicht gestellt. Das hatte an der Wall Street eine Kursrally
ausgelöst. Unerwartet kamen die Aussagen des Fed-Chefs indes nicht:
"Marktbeobachter hatten auch zuvor schon nahezu einmütig erwartet,
dass nach einer Serie von vier Leitzinsanhebungen um jeweils 75
Basispunkte zum Jahresausklang nun wohl nur noch ein
50-Punkte-Schritt folgen werde", hieß es von der Landesbank
Baden-Württemberg. Zudem gebe es weder Entwarnung in Hinblick auf
das Zinsniveau noch Signale für eine Wende.
Profiteur der Zinsperspektiven in den USA war der europäische
Technologiesektor , der auf den höchsten Stand seit
Anfang August kletterte. Die Anteile des niederländischen
Halbleiterausrüsters ASML führten mit einem Aufschlag
von fast vier Prozent die Gewinner im EuroStoxx 50 an. Auch Infineon
und die Papiere des IT-Beraters Cap Gemini legten
deutlich zu.
Neben den Banken zählten die Öl- und Gasproduzenten
zu den Verlierern. Die Aktien gaben nach ihren
jüngsten Kursgewinnen wieder nach. Zuletzt ist der Ölpreis deutlich
gestiegen.
Unter den Bankaktien sackten die Aktien der Credit Suisse
um weitere mehr als vier Prozent auf nurmehr 2,70
Franken ab. Damit nähert sich der Aktienkurs immer mehr dem
Ausübungspreis einer 2,2 Milliarden Franken schweren Kapitalerhöhung
von 2,52 Franken.
Gewinne verzeichneten dagegen Heineken . Pläne des
Bierbrauers für Kosteneinsparungen ließen den Titel an der
Amsterdamer Börse um gut drei Prozent steigen.
Mit einem Kurssprung von rund 15 Prozent quittierten die Aktien der
Online-Apotheke Zur Rose Hoffnungen auf die
Einführung des elektronischen Rezepts in Deutschland. Aussagen von
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach während der Digital Health
Conference von Bitkom am Mittwochnachmittag sorgten etwas verspätet
für frischen Schwung in den schwer gebeutelten Papieren. Wie
Lauterbach sagte, soll das E-Rezept Mitte nächsten Jahres kommen.
Die Basis der Infrastruktur solle dabei künftig auf Clouds und
Smartphones beruhen./bek/jha/