Aktien Frankfurt Ausblick: Positive Vorgaben treiben Dax Richtung 13 200 Punkte
FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt dürfte am Montag an
seinen starken Wochenausklang anknüpfen. Die Vorgaben aus den USA
und Asien sind positiv. "Der Fakt, dass der Dax am
Freitag über der psychologisch wichtigen Marke von 13 000 Punkten
geschlossen hat, überstrahlt alle Risiken und Belastungsfaktoren und
flößt den Börsianern neuen Mut ein", zeigte sich Portfolio-Manager
Thomas Altmann von QC Partners etwas überrascht. Denn die
"falkenhaften Kommentare der Notenbanker", jene also, die eine
straffe Geldpolitik befürworten, ließen die Aktienanleger im Moment
erstaunlich kalt.
Der X-Dax als Indikator für den Leitindex signalisierte am Montag
eine Dreiviertelstunde vor dem Xetra-Start ein Plus von 0,7 Prozent
auf 13 180 Punkte, und ähnlich dürfte auch der Eurozonen-Leitindex
EuroStoxx 50 starten.
Altmann verwies auf weitere Aussagen von Notenbankern in den USA und
Deutschland übers Wochenende, die für weitere Zinsschritte
plädierten. "Bei der Fed scheint ein erneuter Zinsschritt um 75
Basispunkte mittlerweile ausgemachte Sache zu sein. Hierzulande
sprach sich Bundesbank-Präsident Joachim Nagel für eine deutlich
restriktivere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank im Falle
anhaltend hoher Inflation aus."
So will die EZB sich bei ihrem Kampf gegen die rekordhohe Inflation
nach Worten von Nagel nicht von den trüben Wirtschaftsaussichten
beirren lassen. Es sei nicht auszuschließen, dass es geringere
Wachstumsraten oder eine Rezession geben werde, sagte das
EZB-Ratsmitglied am Sonntag im Deutschlandfunk.
Dank starker Kursgewinne am Freitag hatte es der Dax auf Wochensicht
noch leicht ins Plus geschafft. Er steuert nach seinem jüngsten Tief
seit Juli nun wieder auf die 50-Tage-Linie bei 13 187 Punkten und
die 21-Tage-Line bei knapp 13 200 Punkten zu. An die 50-Tage-Linie
als mittelfristiges Trendbarometer sind die wichtigsten US-Indizes
bereits voran gelaufen. Der marktbreite S&P 500
schaffte es am Freitag sogar klar darüber. Ähnlich wie Thomas
Altmann verwiesen auch die Experten der Credit Suisse
auf die wieder erstarkte Risikobereitschaft am Markt, trotz
restriktiver Zinssignale von Verantwortlichen der US-Notenbank
(Fed).
Weiteres Potenzial für Aktien sehen zudem die Marktstrategen von
JPMorgan. Sie halten lediglich defensive Namen für "extrem teuer".
Die Gewinnschätzungen für die Unternehmen hielten sich weitaus
besser als es das Wirtschaftsumfeld erwarten lasse, urteilte etwa
JPMorgan-Analyst Mislav Matejka.
Unter den Einzelwerten könnten Bayer, Henkel, Rheinmetall,
Hellofresh und auch Heidelberg Pharma in den Blick rücken.
Der Agrarchemie- und Pharmakonzern Bayer gab neue
Daten aus einer Phase-III-Studie mit dem Namen Arasens bekannt und
sprach von weiterhin positiven Ergebnisse für eine
Medikamentenkombination mit dem Krebsmittel Nubeqa (Darolutamid).
Mehrere Händler sehen in dieser Mitteilung einen leicht positiven
Kurstreiber für die Aktie, die auf der Handelsplattform Tradegate im
Vergleich zum Xetra-Schluss am Freitag zugelegt.
Das Papier des Konsumgüterherstellers Henkel dagegen
könnte laut Händlern etwas schwächeln, reagierten allerdings
vorbörslich zunächst nicht. Wegen steigender Preise für Rohstoffe
und Logistik erwartet der Konzern eine hohe Belastung. "In diesem
Jahr läuft es auf zwei Milliarden Euro Mehrkosten hinaus", sagte
Firmenchef Carsten Knobel dem "Focus". "Nur zum Vergleich: In den
zehn Jahren zuvor hatten wir im Schnitt jährlich 100 Millionen Euro
Gegenwind, wir reden also von einem Anstieg um das Zwanzigfache."
Grundsätzlich sind hohe Zusatzkosten in diesem Jahr aber nichts
neues für große Teile der deutschen Industrie.
Ebenfalls belastend könnte für Hellofresh wirken,
dass eine US-Behörde am Samstag eine Gesundheitswarnung für
bestimmte Hackfleischpakete in HelloFresh-Mahlzeitensets herausgab,
die im Juli versandt wurden. Vorbörslich gab es auf Tradegate
allerdings keine erwähnenswerte Reaktion.
Der Aktie von Rheinmetall könnte dagegen helfen, dass
mehrere ukrainische und deutsche Politiker den Druck auf die
deutsche Regierung erhöht haben, mehr Waffen, darunter
Leopard-Panzer und Munition, zu liefern. Bei nur sehr dünnen
Umsätzen ging es vorbörslich leicht nach oben für das Papier des
Rüstungsherstellers.
Unter den kleineren Werten außerhalb der Dax-Familie dürfte
Heidelberg Pharma im Blick stehen. Der
Pharmahersteller erteilte der japanischen Takeda eine Exklusivlizenz
und erhält dafür eine finanziell nicht bezifferte
Meilensteinzahlung. Auf Tradegate ging es für den Nebenwert
aufwärts./ck/mis