ROUNDUP/Aktien Europa Schluss: Verluste wegen Inflations- und Wachstumssorgen
PARIS/LONDON (dpa-AFX) - PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die wieder
zunehmenden Inflations- und Wachstumssorgen haben Europas
Aktienmärkten am Montag deutliche Verluste eingebrockt. Als
Belastung wirkte die russische Ankündigung vom Freitagabend, zum
Monatsende Gaslieferungen über die Ostseepipeline Nord Stream 1
wegen Wartungsarbeiten für drei Tage zu unterbrechen.
Der EuroStoxx 50 beschleunigte mit einem Minus von
letztlich 1,93 Prozent auf 3658,22 Punkte den jüngsten Abwärtstrend.
Für den französischen Cac 40 ging es um 1,80 Prozent
auf 6378,74 Punkte bergab, wogegen der britische FTSE 100
lediglich um 0,22 Prozent auf 7533,79 Punkte nachgab.
Die hohe Inflation könnte durch den nach oben schnellenden Gaspreis
weiter angeheizt werden. "Die Inflation in den Industriestaaten
lässt sich nicht so einfach besiegen und zeigt sich im Augenblick
noch resistent gegenüber den Zinserhöhungen. Bestes Beispiel ist die
Rekordteuerungsrate in Großbritannien. Daher hat die Angst vor einer
strafferen Zinspolitik in den USA zuletzt wieder zugenommen", sagte
Marktexperte Christian Henke vom Broker IG. Anleger gehen davon aus,
dass US-Notenbankchef Jerome Powell beim am Donnerstag beginnende
Notenbanker-Treffen in Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming eine
weiter rigide Geldpolitik in Aussicht stellt.
Aus europäischer Branchensicht standen am Montag Aktien aus dem
konjunktursensiblen Auto-, Chemie- und Industriesektor unter Druck:
Deren Subindizes 1 im
marktbreiten Stoxx Europe 600 büßten zwischen 2,3 und
3,7 Prozent ein. Daneben verloren die Indizes der Einzelhändler und
Technologiefirmen 2,4 beziehungsweise 2,9 Prozent. Letzterer litt
auch unter der schwachen US-Technologiebörse Nasdaq.
Am besten hielt sich indes der Öl- und Gasfirmen-Index
mit einem Plus von 0,6 Prozent, obwohl die Hoffnung
auf mögliche Ölexporte aus dem Iran die Ölpreise stark unter Druck
setzte. Auch die Indizes der Rohstoffkonzerne sowie
die der als defensiv geltenden Gesundheits- und
Versorgerbranche legten zu.
Die Anteilscheine von Vodafone verzeichneten ein
Minus von anderthalb Prozent. Der britische
Telekommunikationskonzern steht vor dem Verkauf seines ungarischen
Geschäfts. Für umgerechnet 1,8 Milliarden Euro soll der Bereich an
die ungarische Staatsholding Corvinus sowie an den
IT-Systemintegrator und Telekommunikationskonzern des Landes, 4iG,
veräußert werden.
Die Papiere der Online-Apotheke Zur Rose sackten mit
einem Minus von fast fünfeinhalb Prozent auf 57,65 Schweizer Franken
erneut auf ein Rekordtief. Spekulationen über einen möglichen
Verkauf hatten die Aktien am Nachmittag nur kurzzeitig gestützt.
Unter Druck standen auch die Titel von Deliveroo mit
einem Rückgang um fast sechs Prozent. Die Analysten von Morgan
Stanley halten die Wachstumserwartungen des Marktes für den
Essenslieferanten für überzogen und das volle Ausmaß der schwachen
Verbrauchernachfrage ab dem zweiten Halbjahr für unterschätzt.
Dagegen legten die Anteilscheine von Novo Nordisk um
gut vier Prozent zu. Der Insulinhersteller berichtete über den
erfolgreichen Abschluss einer Phase-II-Studie mit dem
Produktkandidaten Cagrisema. JPMorgan-Analyst Richard Vosser sprach
von einer sehr positiven Nachricht für das dänische
Unternehmen./gl/he