FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Hoffnung auf einen nachhaltig abnehmenden
Inflationsdruck in den USA und ein langsameres Tempo bei den
Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed hat dem deutschen Aktienmarkt
auch am Donnerstag zumindest anfangs weitere positive Impulse
gegeben. Dann aber wurden die Anleger nach dem Vortageskurssprung
des Dax etwas vorsichtiger. Ansonsten steht aus Unternehmenssicht
der letzte "heiße Tag" der Berichtssaison mit vielen Quartalszahlen
von Unternehmen aus der Dax-Familie im Fokus.
Der Dax konnte seine soliden Anfangsgewinne sowie die
als mittelfristiger Trendindikator geltende 100-Tage-Linie bei 13
719 Punkten nicht halten und notierte zuletzt 0,03 Prozent im Minus
bei 13 696 Punkten. Der MDax der mittelgroßen
Unternehmen gewann zuletzt 0,10 Prozent auf 27 846 Zähler. Der
Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 legte um rund 0,2
Prozent zu.
Im Juli hatte sich die US-Inflation deutlich stärker von ihrem
Höchststand seit über 40 Jahren entfernt als erwartet, wie Daten am
Mittwoch gezeigt hatten. Börsianer hoffen nun, dass die US-Notenbank
bei geringerer Teuerung ein gemäßigteres Tempo bei ihrer Zinswende
vorlegen wird. Zuletzt hatte die Fed im Juli den Leitzins um 0,75
Prozentpunkte erhöht. Für den Moment sei der Zustand einer gewissen
Planbarkeit der US-Geldpolitik eingetreten und habe den Faktor
Unsicherheit als Gift für die Börse abgelöst, kommentierte Analyst
Jochen Stanzl von CMC Markets.
Unter den Einzelwerten bildeten die Aktien von Siemens
mit einem Verlust von 1,7 Prozent das Schlusslicht im
Dax. Die hohen Abschreibungen auf die Beteiligung an Siemens Energy
sowie weitere Belastungen im Zusammenhang mit
Russland brockten dem Technologiekonzern im dritten Geschäftsquartal
erstmals seit zwölf Jahren wieder einen Verlust ein. Siemens senkte
daher auch sein Ergebnisziel für das laufende Geschäftsjahr. Abseits
dessen lief es im Tagesgeschäft robust.
Die Papiere von RWE fielen nach ihrer jüngsten
Kursrally um 1,5 Prozent. Der Energiekonzern will dieses Jahr mehr
als fünf Milliarden Euro in den Ausbau des grünen Portfolios
investieren. Das seien 30 Prozent mehr als ursprünglich geplant,
hieß es bei der Vorlage der endgültigen Zahlen für das zweite
Quartal.
Die Deutsche Telekom hob erneut ihr operatives
Gewinnziel an. Die T-Aktie verteuerte sich um 1,2 Prozent.
Der Lkw- und Bushersteller Daimler Truck steigerte im
zweiten Quartal den Umsatz dank Preiserhöhungen, vorteilhaften
Wechselkursen und mehr Absatz um 18 Prozent. Das war mehr als von
Analysten gedacht. Das um Sondereffekte bereinigte operative
Konzernergebnis kletterte um 15 Prozent. Das laufende Jahr werde
allerdings vor allem wegen anziehender Kosten anspruchsvoll bleiben,
sagte Finanzchef Jochen Goetz, der die Umsatz- und Ergebnisziele für
2022 bestätigte. Die Aktien gewannen 0,3 Prozent.
Der Stahl- und Industriekonzern Thyssenkrupp
profitiert weiter von den gestiegenen Materialpreisen. Umsatz und
operatives Ergebnis nahmen daher im dritten Geschäftsquartal
deutlich zu und fielen besser aus als von Analysten erwartet. Wegen
gestiegener Zinsen musste Thyssenkrupp aber millionenschwere
Wertminderungen vornehmen, was den Nettogewinn drückte. Die Prognose
für den Jahresüberschuss senkte das Unternehmen daher. Die
Anteilsscheine sanken um 0,3 Prozent.
Dank weiter hoher Düngerpreise hält K+S trotz
drohender millionenschwerer Belastungen durch die Gaskrise am
Gewinnziel für das laufende Jahr fest. Die K+S-Titel legten um 2,6
Prozent zu.
Der Außenwerber Ströer will trotz der getrübten
Stimmung auf dem deutschen Werbemarkt auch im dritten Quartal beim
Umsatz zulegen. Die Aktien schossen zeitweise um mehr als 16 Prozent
hoch und notierten zuletzt als MDax-Spitzenreiter 8,5 Prozennt im
Plus./edh/mis