Aktien Frankfurt: Schwächer vor EZB-Zinsentscheid - Regierungskrise in Italien
FRANKFURT (dpa-AFX) - Belastet von einer neuerlichen Regierungskrise
in Italien ist der deutsche Aktienmarkt um Donnerstag vor einer
voraussichtlichen Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB)
eingeknickt. Eine Anhebung des Leitzinses um 0,25 Prozentpunkte gilt
als ausgemachte Sache, wegen der hohen Inflation ist aber auch ein
Anstieg um einen halben Prozentpunkt durchaus möglich. Für
Erleichterung sorgte unterdessen, dass wieder russisches Gas durch
die Pipeline Nord Stream 1 fließt.
Der Dax verlor gegen Mittag 0,52 Prozent auf 13
213,32 Punkte. Der MDax der mittelgroßen
Börsenunternehmen fiel um 0,48 Prozent auf 26 568,72 Zähler. Für den
Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um rund 0,1
Prozent nach unten.
Italien droht im politischen Chaos zu versinken, nachdem Staatschef
Sergio Mattarella den Rücktritt von Ministerpräsident Mario Draghi
angenommen hat. Die Regierung bleibe für die Abwicklung der
laufenden Geschäfte aber noch im Amt, hieß es. Nun muss Mattarella
entscheiden, ob er die Parlamentskammern auflöst und damit den Weg
für eine vorgezogene Wahl ebnet oder ob er jemand sucht, um eine
neue Regierungsmehrheit aus dem bestehenden Parlament zu formen.
Entspannter zeigten sich die Börsianer beim Thema Gas, nachdem die
russischen Gaslieferungen nach der Wartung von Nord Stream 1 am
Donnerstagmorgen wieder angelaufen sind. Mit der Wiederaufnahme sei
die Energiekrise natürlich bei weitem nicht gelöst, zumindest
kurzfristig sei aber ein Albtraum-Szenario abgewendet, bemerkte
Analyst Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners.
Europas größter Softwarehersteller SAP verzeichnete
im zweiten Quartal einen deutlichen Ergebnisrückgang wegen Kosten in
der Ukraine und einem schwachen Lizenzgeschäft. Für das Gesamtjahr
strich das Management beim operativen Ergebnis auch die Prognose
zusammen. SAP will indes weitere Aktien im Volumen von bis zu 500
Millionen Euro am Markt zurückkaufen. Die Aktien fielen als einer
der schwächsten Dax-Werte um 4,0 Prozent. Goldman-Sachs-Analyst
Mohammed Moawalla monierte enttäuschende Lizenzerlöse und den
mäßigen Ausblick.
Der Pharma- und Laborausrüster Sartorius bleibt
weiter auf Wachstumskurs. Der Umsatz stieg in den ersten sechs
Monaten auch dank Übernahmen im Jahresvergleich um knapp 27 Prozent
und übertraf die Erwartungen der Analysten. Das Unternehmen
bestätigte zudem den Jahresausblick. Die Sartorius-Papiere stiegen
als Dax-Spitzenreiter um 5,7 Prozent. Berenberg-Analyst Odysseas
Manesiotis sprach von einem starken Zahlenwerk. Weiterhin
beeindruckend sei vor allem die Sparte BPS.
Die Aktien von Hellofresh setzten nach einer
negativen Analystenstudie ihren Kurseinbruch vom Mittwoch fort.
Zuletzt verloren die Papiere des Kochboxenlieferanten knapp 12
Prozent und waren damit erneut das Schlusslicht im Dax. Tags zuvor
waren die Anteilsscheine nach einer Umsatz- und Gewinnwarnung des
Unternehmens um mehr als 9 Prozent abgesackt. Unterdessen stufte die
Investmentbank Kepler Cheuvreux die Hellofresh-Titel von "Buy" auf
"Hold" ab.
Die Aktien der Norma Group gerieten nach einem
gesenkten Margenausblick unter Druck und büßten am SDax-Ende 7,4
Prozent ein. Wegen weiter steigender Materialkosten reduzierte der
Verbindungstechnikspezialist den Ausblick für die bereinigte
operative Gewinnmarge sowie für den operativen Netto-Mittelzufluss
Die Funkturmgesellschaft Vantage Towers sieht sich
nach einem guten Auftaktquartal auf dem Weg zu ihren Jahreszielen.
Der Umsatz der drei Monate bis Ende Juni ohne sogenannte
Durchleitungseinnahmen stieg - wie vom Markt erwartet - um knapp 7
Prozent. Die Titel der Vodafone -Tochter verloren
jedoch 0,9 Prozent./edh/mis