PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas Börsen bleiben am Dienstag auf
ihrem Erholungskurs der vergangenen Tage. Der EuroStoxx 50
stieg zuletzt um 0,66 Prozent auf 3562,17 Punkte,
nachdem es am Morgen in der Spitze für mehr als ein Prozent Plus
gereicht hatte. Er blieb damit in seiner Spanne vom Vortag, als er
nahe 3600 Punkten den höchsten Stand seit zweieinhalb Wochen
markiert hatte. Auch zum Wochenstart waren die Gewinne im Verlauf
dahingeschmolzen.
In Europa stelle sich die Situation der Unternehmen derzeit anders
dar als in den USA, kommentierte Andreas Lipkow, Marktstratege bei
Comdirect. Diesseits des Atlantiks seien Anleger stets von einer
starken konjunkturellen Abkühlung ausgegangen "und haben bei der
geopolitischen Gemengelage ebenfalls das schlimmste Szenario bei den
Aktien europäischer Unternehmen eingepreist". Somit hätten
europäische Unternehmen in ihrer Bewertungen teilweise bereits
Krisenniveau erreicht, was Einstiegschancen biete, schreibt der
Experte.
Unter diesen Vorzeichen zog der französische Cac 40
am Dienstag relativ stark um 1,21 Prozent auf 6120,50 Punkte an. In
London kletterte der britische FTSE 100 um 1,15
Prozent nach oben auf 7340,54 Zähler. Auch für die New Yorker Börsen
lassen Indikationen einen freundlichen Start erwarten.
Unter den Einzelwerten waren Aktien aus der Luftfahrt gefragt.
Safran legte an der Spitze des europäischen Leitindex
um 3,3 Prozent zu, und auch Airbus -Aktien gewannen
2,3 Prozent. Börsianer brachten dies mit den avisierten Lockerungen
der harten Corona-Bestimmungen in China in Verbindung. Auch ein
JPMorgan-Kommentar unterstrich das Potenzial der Branche.
Tourismus-Aktien profitierten ebenfalls von dem Aufwind.
Verlierer waren hingegen Aktien des Medizintechnik-Konzerns Philips
. Laut dem Experten Graham Doyle von der UBS sind neue
Test-Daten im Zuge eines schon länger bekannten Rückrufs von
Beatmungsgeräten nicht so ausgefallen wie von Anlegern erhofft. Nach
einem ersten Kursrutsch um zeitweise mehr als fünf Prozent verlor
die Aktie zuletzt aber nur noch 0,6 Prozent.
Zum Schlusslicht wurde derweil der Tech-Investor Prosus
mit einem Abschlag von 2,1 Prozent - und damit einer
Gegenreaktion auf einen deutlichen Kurssprung am Vortag. Allgemein
ging es am Dienstag für den Technologiesektor nach zwei Tagen mit
gutem Lauf wieder bergab. Der Teilindex war mit minus 0,6 Prozent
das Schlusslicht in der Branchentabelle.
Branchenkonform im Plus lagen die Aktien der Credit Suisse
am Tag einer Investorenveranstaltung. Die Schweizer
Bank gebe einen detaillierten Überblick über ihre Initiativen zur
Verbesserung der Risiko- und Compliance-Strukturen, schrieb
RBC-Analystin Anke Reingen. Dies sei erst einmal hilfreich,
kommentierte sie. Nun müsse die Bank aber erst einmal abliefern, um
den Markt davon zu überzeugen, dass man effektiver arbeitet als
zuvor.
In der Branchenwertung die größten Kursgewinne verbuchten Ölwerte
wegen wieder einmal steigender Ölpreise. Am Markt wurde der
Preisanstieg unter anderem mit einem Rückgang der Ölexporte in
Libyen erklärt. In London gehörten BP mit mehr als
drei Prozent zu den klaren Gewinnern./jcf/tih/jha/