Aktien Frankfurt: Zins- und Rezessionsängste belasten Dax stark
FRANKFURT (dpa-AFX) - Zins- und Rezessionsängste haben am deutschen
Aktienmarkt am Donnerstag für deutliche Verluste gesorgt. Der Dax
notierte gegen Mittag 2,20 Prozent tiefer bei 13
699,19 Punkten. Für den MDax der mittelgroßen
Unternehmen ging es um 1,86 Prozent auf 28 561,06 Zähler abwärts.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor rund 2,6
Prozent.
"Die Angst ist zurück. Die Sorgen sind wieder da. Jede Euphorie ist
verflogen", resümierte Analyst Thomas Altmann von QC Partners. Das
Vertrauen in die Zentralbanken nehme deutlich ab. Immer weniger
Anleger glaubten, dass der US-Notenbank Fed eine weiche Landung der
US-Wirtschaft gelingt. "Und aus Angst vor Bremsspuren beim
Wirtschaftswachstum und den Unternehmensgewinnen werden Aktien
verkauft. Die Risikobereitschaft der Anlegerinnen und Anleger ist im
Moment äußerst gering. Und das ist auf der anderen Seite des
Atlantiks besonders deutlich zu spüren", verwies Altmann auf die
sehr schwachen US-Börsen am Mittwoch.
Marktexperte Christian Henke vom Broker IG sieht das ähnlich: "Die
Anleger haben zuletzt die bekannten Belastungsfaktoren wohl zu früh
verdrängt und bekommen nun dafür die Quittung." Der Markt habe die
jüngsten Aussagen von Fed-Chef Jerome Powell, solange die Zinsen zu
erhöhen, bis die Inflation rückläufig sei, einfach ignoriert.
Plötzlich sei die Angst zurück, dass damit die US-Konjunktur
abgewürgt wird, ergänzte Henke.
Aus Branchensicht gehörten Technologiewerte zu den größten
Verlierern. Sie litten unter einer Umsatzwarnung von Cisco
. Am späten Mittwochabend hatte der
US-Telekomausrüster die Anleger mit der Warnung erschreckt, dass die
Corona-Lockdowns in China und andere Lieferunterbrechungen das
Umsatzwachstum im laufenden Quartal in etwa halbieren werden. Die
Cisco-Aktie brach nachbörslich um rund 13 Prozent ein.
Dies wirkte sich auch auf die Papiere des Halbleiterkonzerns
Infineon aus, die um 2,6 Prozent nachgaben. Die Titel
der auf die Chipindustrie ausgerichteten Wacker Chemie
und deren Beteiligung Siltronic
gehörten mit Verlusten von 5,3 und 3,3 Prozent zu den schwächsten
Werten im MDax . Die Anteilsscheine des
Laserspezialisten LPKF und des Hightech-Anlagenbauers
PVA Tepla sackten im SDax um 3,6 und
3,8 Prozent ab.
Unter Druck standen auch Autowerte. So ging es für die Anteile der
Porsche-Holding und Daimler Truck mit
Verlusten von jeweils 2,8 Prozent am deutlichsten bergab. Aber auch
Continental , Volkswagen , BMW
und Mercedes Benz Group gaben jeweils
mehr als zwei Prozent nach. Seit die Branche in Europa unter dem
Eindruck des Ukraine-Krieges im März auf ein 16-Monats-Tief gesackt
war, hat sie sich hiervon nur teilweise erholt. So lastet auch die
Sorge um die anziehenden Treibstoffkosten und die
Lieferkettenprobleme auf der Branche.
Bei den Einzelwerten fielen Ceconomy mit einem
Kursrückgang von 6,8 Prozent besonders negativ auf. Zuletzt hatten
große US-Handelsunternehmen wie Walmart und Target
vor Umsatzeinbußen gewarnt und die Anleger mit
gekürzten Jahreszielen geschockt. Die Gewinnmargen der Einzelhändler
gerieten durch die hohe Inflation und die steigenden Transport- und
Lohnkosten gehörig unter Druck, erläuterte Analyst Konstantin
Oldenburger vom Broker CMC Markets. "Die Teuerung zwingt die
Verbraucher dazu, mehr Geld für Lebensmittel auszugeben, womit ihnen
entsprechend weniger für die Produkte zur Verfügung steht, die für
die Unternehmen aufgrund höherer Margen profitabler sind", schrieb
der Experte./edh/jha/