Aktien New York: Moderat positive Reaktion auf erwartungsgemäße Leitzinserhöhung
NEW YORK (dpa-AFX) - Die US-Börsen haben am Mittwoch erst einmal
moderat positiv auf die Leitzinserhöhung der heimischen Notenbank
Fed reagiert. Die Währungshüter hoben wie schon weithin erwartet den
Leitzins deutlich um 0,5 Prozentpunkte an - nun liegt er in einer
Spanne von 0,75 bis 1,0 Prozent. Hintergrund des Schritts ist die
hohe Inflation, die gegenwärtig so ausgeprägt ist wie seit gut 40
Jahren nicht mehr. Bereits im März hatte die Notenbank die Zinswende
mit einer ersten Zinsanhebung in der Corona-Pandemie eingeleitet.
Darüber hinaus will die Fed ihre durch Krisenmaßnahmen aufgeblähte
Bilanz abschmelzen.
Der freundlich gestartete Dow Jones Industrial
schüttelte seine zwischenzeitliche Lustlosigkeit ab und gewann
zuletzt 0,39 Prozent auf 33 257,58 Punkte, womit er an die moderaten
Gewinne seit Wochenbeginn anknüpfte. Am Montag war der Leitindex
zeitweise noch auf den tiefsten Stand seit Beginn des Ukraine-Kriegs
am 24. Februar abgerutscht.
Der marktbreite S&P 500 drehte nach dem Zinsentscheid
ins Plus und notierte 0,21 Prozent fester bei 4184,41 Punkten. Der
technologielastige Nasdaq 100 konnte bei 13 077,18
Zählern das zuvor herbe Minus immerhin auf 0,10 Prozent eindämmen.
Beide Indizes waren zu Wochenbeginn auf den tiefsten Stand seit dem
Frühjahr 2021 gefallen. Technologiefirmen sind angesichts ihrer eher
höheren Verschuldung besonders anfällig für steigende Zinsen.
Dazu blieben die jüngsten Konjunkturdaten aus der weltgrößte
Volkswirtschaft überwiegend hinter den Erwartungen zurück. Laut
Daten des privaten Dienstleisters ADP hatte die Privatwirtschaft der
USA im April weniger Arbeitsplätze als prognostiziert geschaffen.
Das lag aber eher an einem Arbeitskräftemangel, was weiteren
Inflationsdruck durch steigende Löhne signalisieren könnte. Die
ADP-Daten werden ungeachtet häufiger Abweichungen von vielen
Marktteilnehmern immer noch als Indikator für den monatlichen
Arbeitsmarktbericht der Regierung gesehen, der in zwei Tagen auf der
Agenda steht.
Zudem hatte sich die Stimmung im US-Dienstleistungssektor im April
überraschend eingetrübt, wie der Einkaufsmanagerindex des Instituts
for Supply Management (ISM) belegte. Volkswirte hatten im Schnitt
mit einem Anstieg gerechnet. Der Index liegt allerdings immer noch
deutlich über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Immerhin waren
die amerikanischen Lagerbestände an Rohöl in der vergangenen Woche
überraschend gestiegen - Analysten hatten einen Rückgang erwartet.
Auf Unternehmensseite standen zur Wochenmitte erneut viele
Quartalsberichte auf der Agenda. Der Fahrdienstleister Lyft
schockte seine Anteilseigner mit einem trüben
Ausblick, wie der Kurssturz der Aktien um rund ein Drittel auf den
tiefsten Stand seit über zwei Jahren zeigte. Darunter litten auch
die Papiere von Uber mit einem Minus von gut sieben
Prozent, obwohl der Konkurrent einen besseren Ausblick gegeben
hatte.
Aus China ist noch die in New York notierte Aktie Didi
Global in der Lyft-Branche beheimatet. Die Papiere
rutschten um fast vier Prozent ab. Neben den schlechten Nachrichten
der US-Konkurrenz wurde als Belastung auf die US-Börsenaufsicht SEC
verwiesen, die Ermittlungen aufnehme wegen des 2021 vollzogenen
Börsengangs. Wegen der US-Notiz haben bereits chinesische Regulierer
das Unternehmen im Fokus.
Für Moderna -Titel ging es nach positiven Nachrichten
zuletzt um 0,9 Prozent hoch. Dank ihres Corona-Impfstoffs verdient
die Biotech-Firma weiter glänzend, Moderna verdiente im ersten
Quartal mehr als dreimal so viel wie im Vorjahr. Große Erleichterung
herrschte aber auch, weil die Absatzprognose für den
Corona-Impfstoff unverändert bleibt, auch wenn die Pandemie in
westlichen Regionen abklingt. Die Aktien des Mainzer Rivalen
Biontech verloren 0,6 Prozent.
Die Titel des Chipkonzerns AMD , der Kaffeehauskette
Starbucks und des Unterkunft-Vermittlers Airbnb
zogen nach Zahlen hingegen um zwei bis acht Prozent
an. AMD überzeugte die Anleger mit einem Umsatz- und Gewinnsprung
sowie dem Ausblick auf das zweite Jahresviertel. Bei Starbucks wurde
auf einen starken Quartalsumsatz und eine Hochstufung durch die
Experten von Evercore ISI verwiesen. Auch bei Airbnb sei das erste
Quartal überraschend gut gewesen, hieß es.
Vergleichsweise stark zeigten sich auch die Aktien der Ölkonzerne
Chevron und Exxonmobil mit Kursaufschlägen von 1,3
beziehungsweise 2,4 Prozent. Ihnen halfen die anziehenden
Notierungen für den wichtigen Rohstoff. Die Pläne für ein Ölembargo
der EU gegen Russland könnten die Preise weiter steigen
lassen./gl/he