Aktien Frankfurt: Abwärts - Steigende Zinsen belasten erneut Techwerte
FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach dem stabilen Wochenstart hat der Dax
am Dienstag wieder deutlich Federn gelassen. Am
Vortag noch in Richtung der 16 000-Punkte-Marke unterwegs, verlor
der Leitindex nun 1,16 Prozent auf 15 748 Punkte und rutschte damit
unter die 50-Tage-Linie für den mittelfristigen Trend. Sie verläuft
derzeit bei knapp 15 800 Punkten.
Der MDax der mittelgroßen Börsenwerte büßte 1,57
Prozent ein auf 34 045 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50
sank um 1,1 Prozent.
Die Konjunkturerwartungen deutscher Finanzexperten hellten sich im
Januar überraschend deutlich auf. Das Stimmungsbarometer des
Mannheimer Forschungsinstituts ZEW stieg gegenüber dem Vormonat
wesentlich stärker als von Analysten erwartet. Auftrieb bekam der
Aktienmarkt davon jedoch nicht. "Marktteilnehmer hoffen darauf, dass
die wirtschaftlichen Auswirkungen des Corona-Infektionsverlaufs und
der Omikron-Variante überschaubar sind", erläuterte Ökonom Ulrich
Wortberg von der Helaba. Der Druck auf die Europäische Zentralbank
(EZB) bleibe hoch, von ihrer extrem lockeren Geldpolitik allmählich
abzurücken.
Die Erwartung an steigende Zinsen vor allem in den USA setzt die
Aktienmärkte seit geraumer Zeit immer wieder unter Druck. Am
Nachmittag richten sich die Blicke auf den Bankensektor, denn in den
USA veröffentlicht Goldman Sachs Quartalszahlen. Am
vergangenen Freitag hatte JPMorgan den Bilanzreigen
in den USA eröffnet und die Anleger enttäuscht.
Die Berichtssaison stehe im Zeichen der Inflation, sagte Analyst
Christian Henke vom Broker IG. Es sei nicht überraschend, dass die
Anleger an der Seitenlinie erst einmal abwarteten. Das
Enttäuschungspotenzial sei angesichts der Teuerungsrate nicht
unerheblich und die anziehenden Renditen am Anleihemarkt schlügen
den Anlegern zunehmend auf den Magen.
Europaweit gerieten daher am Dienstag Aktien der auf Wachstum
getrimmten Technologiekonzerne abermals erheblich unter Druck. Im
Dax rutschten Infineon um 2,3 Prozent ab. Im MDax
waren Bechtle einem Abschlag von fünfeinhalb Prozent
besonders schwach. Die Titel der Compugroup verloren
nach einem Ausblick auf 2022 3,3 Prozent. Delivery Hero
sackten am Dax-Ende trotz eines optimistischen
Analystenkommentars um dreieinhalb Prozent ab. Vorne im Dax spielten
die Papiere der Deutschen Bank mit plus 0,8 Prozent
ihren Vorteil bei steigenden Zinsen aus.
Mit Geschäftszahlen stand der Modehersteller Hugo Boss
im Blick. Der MDax-Konzern übertraf dank eines
starken vierten Quartals seine Jahresziele. Die Aktien schwankten
aber nach starkem Auftakt recht stark, zuletzt notierten sie ein
halbes Prozent tiefer. Die 50-Tage-Linie erwies sich als zäher
Widerstand. Die Anteilsscheine des Online-Gebrauchtwagenhändlers
Auto1 sackten nach Verkaufszahlen auf ein weiteres
Rekordtief, zuletzt lagen sie mit einem Minus von über sechs Prozent
am MDax-Ende.
Für Lufthansa strich Bernstein Research das
"Outperform"-Votum, die Aktien verloren ebenso wie die Anteile des
Funkmastenkonzerns Vantage Towers um die zwei
Prozent. Für Vantage strich Goldman Sachs die
Kaufempfehlung./ajx/eas