Aktien Frankfurt: Schwache US-Quartalsberichte und Zinssorgen belasten den Dax
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Aussicht auf einen weiteren schwachen
Handelstag an den US-Börsen hat am Freitag die Anleger am deutschen
Aktienmarkt verschreckt. Der Start in die Berichtssaison in den USA
fiel enttäuschend aus. Die beiden Großbanken JPMorgan
und Citigroup konnten die in sie gesteckten
Erwartungen nicht voll erfüllen. Der deutsche Leitindex
rutschte wieder klar unter die Marke von 16 000
Punkten, um die er seit dem Jahresstart erneut ringt.
Am Nachmittag ging es für den Dax um 1,19 Prozent auf
15 841,90 Punkte abwärts, womit sich für die laufende Woche ein
Verlust von 0,7 Prozent abzeichnet. Der MDax sank am
Freitag um 0,81 Prozent auf 34 511,08 Zähler, während der
Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 um 1,33 Prozent
nachgab.
Weiterhin spielt auch die hohe Inflation und die damit verbundene
Aussicht auf bald steigende Leitzinsen eine wichtige Rolle für die
Vorsicht der Anleger. Mehrere Mitglieder der Fed hatten sich am
Donnerstag für eine zeitnahe Anhebung der US-Leitzinsen
ausgesprochen, was eine schnellere geldpolitische Straffung immer
wahrscheinlicher macht.
Die Credit Suisse etwa erwartet einen ersten Zinsschritt der
US-Notenbank (Fed) im März und rechnet mit insgesamt vier in diesem
Jahr. Diese von zunehmend mehr Marktkennern geteilte Erwartung -
Goldman Sachs hatte sich erst wenige Tage zuvor ähnlich geäußert -
hinterließ tags zuvor an der Nasdaq Spuren. Wachstumswerte reagieren
besonders sensibel auf höhere Zinsen. Da zudem der kommende Montag
in den USA ein Feiertag ist, dürften sich die Investoren auch
bereits für ein verlängertes Wochenende positionieren.
Unter den Einzelwerten hierzulande rückten nach teils enttäuschenden
Quartalsberichten von US-Banken die Deutsche Bank und
die Commerzbank in den Blick. Die Aktien des
deutschen Branchenprimus sanken um 3,0 Prozent. Hier hatten außerdem
einige Analysten in Ausblicken auf die Ende Januar anstehenden
Zahlen ihre Ergebnisschätzungen wegen höherer Kosten gekappt. Die
Anteile der Commerzbank büßten 2,0 Prozent ein.
Die Aktien von Europas größtem Softwarehersteller SAP
, der am Vorabend Eckzahlen zum Schlussquartal und
einen ersten Ausblick auf das neue Jahr gegeben hatte, drehten in
die Verlustzone. Am Morgen noch um 2,5 Prozent gestiegen, gaben sie
zuletzt um 1,4 Prozent nach. Am Markt war von einigen Experten
bereits mit einem Abbröckeln der Kursgewinne gerechnet worden, denn
die Walldorfer hätten zwar die Unternehmensziele für die Cloud- und
Software-Erlöse im vierten Quartal übertroffen, doch die Ebit-Marge
habe mit dem Umsatzwachstum nicht mithalten können. Die Ertragskraft
sei entsprechend "unbefriedigend", sagte ein Händler.
Mit minus 3,8 Prozent auf 31,84 Euro zeigten sich außerdem die
Anteile der Software AG im MDax auffällig schwach.
Die US-Investmentbank Goldman Sachs senkte ihren Daumen über dem
Darmstädter Unternehmen. Die Kaufempfehlung wurde gestrichen und das
Kursziel von 50 auf 39 Euro gekappt. Analyst Gautam Pillai verwies
für den kleineren SAP-Wettbewerber darauf, dass die Berechenbarkeit
der kurz- bis mittelfristigen Geschäftsentwicklung spürbar
abgenommen habe. Zudem dürften weitere Wachstumsinitiativen
anstehen, was aber zunächst Geld kosten werde.
Erste Zahlen zum vierten Quartal gab es neben SAP auch von Wacker
Chemie . Wegen hoher Preise und einer guten Nachfrage
im vergangenen Geschäftsjahr verdiente der Spezialchemiekonzern
operativ mehr als erwartet. Mehrere Analysten äußerten sich positiv.
Die Aktien nahmen im MDax die Spitze ein und stiegen um 7,5 Prozent.
Die Deutsche-Bank-Fondstochter DWS äußerte sich
ebenfalls zu ihrem Schlussquartal, was der Aktie im SDax
zu einem Plus von 3,2 Prozent verhalf. Der
Vermögensverwalter rechnet wegen höherer Gebühreneinnahmen mit einem
überraschend guten Jahresabschluss.
Der Euro gab bis zum Nachmittag nach und wurde mit
1,1445 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank hatte den
Referenzkurs am Donnerstag auf 1,1463 (Mittwoch: 1,1370) Dollar
festgesetzt. Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von minus 0,18
Prozent am Vortag auf minus 0,20 Prozent. Der Rentenindex Rex
stieg um 0,12 Prozent auf 143,62 Punkte. Der
Bund-Future verlor 0,33 Prozent auf 170,38
Zähler./ck/jha/