FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Handel am deutschen Aktienmarkt blieb am
Montag geprägt von Zurückhaltung und etwas Nervosität. Der Dax
stieg erst kurz über die 16 000er Marke, fiel dann
aber mit 15 840 Punkten auf das bisherige Tief im neuen Jahr. Gegen
Mittag pendelte er sich mit 15 931,20 Punkten ungefähr in der Mitte
dieses Bereichs ein. Er lag damit knapp mit 0,10 Prozent im Minus.
Der MDax verlor zeitgleich 0,50 Prozent auf 34 799,40
Punkte.
"Marktteilnehmer sind derzeit offensichtlich noch nicht dazu bereit,
den deutschen Aktienindex zu Preisen oberhalb seines Vorjahreshochs
zu kaufen", urteilte der Chartexperte Andreas Büchler von
Index-Radar im Rückblick auf die Vorwoche, als der Dax mit 16 285
Punkten noch knapp an sein Rekordniveau heran kam, dann aber wegen
erneuerter Zinsangst deutlich abgerutscht war.
Wie Büchler fortfuhr, wird die jüngste Entwicklung des Dax "von
technischen Analysten als möglicher Vorbote einer Konsolidierung
gewertet." Das Risiko eines größeren Einbruchs bleibe aber gering,
spätestens bei 15 000 oder 14 800 Punkten sei wieder verstärkte
Nachfrage seitens der Anleger zu erwarten. In diesem Bereich hatte
der Dax im vergangenen Jahr immer wieder die Umkehr geschafft.
Die Marktstrategen der Credit Suisse raten denn auch dazu, Aktien
derzeit im Portfolio wegen der Zins- und Pandemie-Risiken neutral zu
gewichten. Laut den Experten der Schweizer Großbank bieten Aktien in
Erwartung eines robusten globalen Wachstums auf Sicht von sechs
Monaten aber weiter Aufwärtspotenzial. Neue Eindrücke für Anleger
dürfte es im Wochenverlauf von Inflationsdaten aus den USA und von
der beginnenden Saison der Unternehmensberichte geben.
Für Aufmerksamkeit sorgten am Montag einige Analystenstimmen,
darunter eine Kaufempfehlung durch Goldman Sachs für BMW
. Die Aktien des Autobauers gehörten in deren Folge
mit 2,3 Prozent zu den größten Dax-Gewinnern. Analyst George
Galliers lobte vor dem Hintergrund der geplanten Konsolidierung des
Gemeinschaftsunternehmens BMW Brilliance Automotive die günstige
Bewertung des Autobauers.
Bei Infineon wirkte eine Kaufempfehlung der Citigroup
am Montag nur kurz, der Kurs drehte hier mit 1,5 Prozent ins Minus.
Damit änderte sich nichts daran, dass die Anleger derzeit einen
Bogen machen um Werte aus der Technologie-Branche. Dabei treiben die
zugespitzten Inflations- und Zinssorgen die Anleger zuletzt aus den
teuren Wachstumswerten.
Hinten im Dax versammelten sich am Montag einmal mehr die ehemaligen
Corona-Profiteure, darunter die Online-Spezialisten Hellofresh
, Zalando und Delivery Hero
mit Abgaben von bis zu 2,5 Prozent.
Auch Gesundheitswerte, die von der Pandemie beflügelt wurden,
blieben unter Druck. Schlusslicht im Dax waren die Aktien des
Laborausrüsters Sartorius mit einem fast
vierprozentigen Abschlag. Umgekehrt griffen die Anleger in dieser
Branche aber bei Fresenius zu, die Titel des
Medizinkonzerns setzten sich mit plus 3,8 Prozent an die Dax-Spitze.
Fresenius gehörte in der Pandemie zu den negativ betroffenen
Ausnahmen der Branche.
Im Gesundheitssegment büßten auch die Aktien von Siemens
Healthineers mehr als drei Prozent ein. Hier
verwiesen Händler am Morgen auf einen Medienbericht, wonach sich das
Medizintechnik-Unternehmen nach dem Milliardenzukauf von Varian
finanziellen Spielraum für weitere große Zukäufe schaffen will. Laut
einem Börsianer reagieren Anleger auf solche Meldungen gerne etwas
nervös.
In der zweiten Börsenreihe fielen die zwei Prozent höheren Aktien
der Lufthansa auf ihrem Erholungspfad weiter positiv
auf, indem sie mit 3,4 Prozent Plus ein Hoch seit September
erreichten. Spitzenreiter im MDax waren jedoch die 3,5 Prozent
festeren Aixtron -Titel nach einer Hochstufung auf
"Outperform" durch die Investmentbank Oddo BHF. In seiner Studie
rechnet Analyst Stephane Houri 2022 nun doch mit einem Wachstumsjahr
für den Halbleiterzulieferer.
Im SDax fielen die Aktien von Vitesco
am Morgen mit einem ersten Kurssprung um fast fünf Prozent positiv
auf, dieser relativierte sich aber mit einem zuletzt nur noch
knappen Plus von 0,2 Prozent. Der von Continental abgespaltene
Autozulieferer hatte mehrere Großaufträge aus dem Ausland verkündet,
darunter eine mehr als eine Milliarde Euro schwere Order eines
US-Automobilkonzerns./tih/jha/