Aktien Frankfurt: Dax stagniert - 'Konsolidierung geht in die Verlängerung'
FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach dem Rückschlag zu Wochenbeginn ist der
Dax am Dienstag kaum vom Fleck gekommen. Gegen Mittag
verzeichnete der deutsche Leitindex ein Plus von 0,05 Prozent auf 15
481,66 Punkte. Der MDax der mittelgroßen
Börsenunternehmen stieg um 0,07 Prozent auf 34 414,41 Punkte. Der
Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gewann 0,20 Prozent
auf 4159,82 Zähler.
"Die Konsolidierungsphase nach dem starken Anstieg in der Vorwoche
geht zunächst in die Verlängerung", erklärte Kapitalmarktstratege
Jürgen Molnar von RoboMarkets. "Allerdings schwelen im Hintergrund
die altbekannten Risikofaktoren wie die steigenden Energiepreise und
damit verbundene Inflationsängste, ein bevorstehender Kurswechsel
raus aus der ultralockeren Geldpolitik, aber auch die Turbulenzen
auf dem chinesischen Immobilienmarkt weiter."
Einige Bankaktien profitieren weiter von der Erwartung anziehender
Zinsen. "Angesichts der immer weiter steigenden Energiepreise und
der anhaltenden Angebotsengpässe erhöht sich der Druck auf die
Zentralbanken, irgendwann mit Zinsanhebungen zu reagieren",
schrieben die Devisen-Experten der Commerzbank. Im MDax waren
Commerzbank-Papiere mit fast zwei Prozent Plus ebenso unter den
Favoriten zu finden wie im SDax die knapp drei
Prozent festeren Titel der Deutschen Pfandbriefbank (PBB)
.
Deutliche Kursausschläge zeigten ansonsten vor allem Software-Titel.
Software AG stürzten nach einem enttäuschenden
Ausblick für das wichtige Digitalgeschäft mit Integrationssoftware
um knapp 14 Prozent ab. Damit waren sie abgeschlagenes Schlusslicht
im MDax. Eckdaten für das dritte Quartal zeigten, dass das
Unternehmen weiter auf die Stärke der angestammten Datenbanksparte
setzen kann - für dieses hob es die Jahresziele an. Dagegen lässt
die Integrationssoftware immer noch zu wünschen übrig, weshalb die
Software AG für diesen Bereich überraschend die Ziele senkte. Da
gerade dieses Geschäft der Hoffnungsträger für das Wachstum sei,
reagierten die Anleger negativ, kommentierte Knut Woller von der
Baader Bank. Ein Händler sprach von Gewinnmitnahmen nach der zuletzt
deutlichen Erholung.
Beim Fernwartungssoftware-Spezialisten Teamviewer
mussten die Anteilseigner nach der jüngsten Stabilisierung
Kursverluste von über sechseinhalb Prozent verkraften. Damit
markierten die Aktien ihr Rekordtief in der gut zweijährigen
Börsenhistorie des Unternehmens. Die französische Investmentbank
Exane BNP Paribas und die Privatbank Berenberg zogen nun nach und
strichen ihre Kursziele infolge der jüngsten Gewinnwarnung zusammen.
Wie viele anderen Analysten zuvor kassierten nun auch diese Experten
ihre Kaufempfehlungen.
Derweil setzten die Papiere des auf Bausoftware spezialisierten
Software-Anbieters Nemetschek ihre Erholungsrally
fort: Sie verteuerten sich als einer der MDax-Favoriten um über zwei
und erreichten zeitweise ein Rekordhoch.
Im Dax ging die Erholung von Delivery Hero mit einem
Kursplus von rund anderthalb Prozent ebenfalls weiter. Der
Essenslieferant gab seinen Einstieg beim Lieferdienst-Start-up
Gorillas bekannt und bestätigte damit entsprechende Medienberichte.
Clement Genelot vom Analysehaus Bryan Garnier wies darauf hin, dass
Delivery Hero bereits eine Reihe Minderheitsbeteiligungen an
direkten oder indirekten Wettbewerbern erworben habe. Derartige
Schritte ermöglichten den Aufbau eines eigenen Einflussbereichs, was
in einem von starkem Wettbewerb und Akquisitionswellen geprägtem
Umfeld von entscheidender Bedeutung sei./gl/mis